Eine fünfköpfige Familie hält sich an den Händen und geht an einem Strand auf das Meer zu

Warum es wichtig ist, mit der Familie über Geld zu sprechen – 3 Fallbeispiele aus der Praxis

Geld ist ein sensibles Thema, das oft mit Scham, Neid oder Geheimniskrämerei verbunden ist. Viele Menschen reden nicht gerne über ihre finanzielle Situation, auch nicht (oder erst recht nicht) mit ihren engsten Angehörigen. Doch wer Vermögen vererben oder erben wird, sollte das Schweigen brechen und frühzeitig das Gespräch mit der Familie suchen. Denn offen mit der Familie über Geld zu sprechen kann sicherstellen, dass die eigenen (Vermögens-)Werte und Ziele an die nächste Generation weitergegeben werden, ohne unnötige Konflikte oder Steuerbelastungen zu verursachen.

Anhand von drei Fallbeispielen aus unserer Praxis illustrieren wir in diesem Beitrag, wie sich durch offene Kommunikation und vorausschauende Planung viele Probleme vermeiden lassen.

Ergänzend haben wir für Sie zuvor bereits die wichtigsten Zahlen und Fakten zum Thema Erbschaft zusammengetragen und einen umfassenden Leitfaden über das richtige Vererben zu Lebzeiten geschrieben.

Überblick

Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul – Fallbeispiel 1

Mit diesem Sprichwort wurde einer unserer Mandanten konfrontiert. Er berichtete, dass es ein „no Go“ war, über das Vermögen bzw. Vorabschenkungen innerhalb der Familie zu sprechen. Ganz nach dem Motto: du wirst irgendwann schon noch genug bekommen.

Erst kurz vor dem Tod seines Vaters wurden Steuerberater hinzugezogen und das Testament angepasst. So wurde der Sohn zum Alleinerben, allerdings mit dem Zusatz, dass die Mutter das einmalige Recht hatte, sich einen beliebigen Anteil zu entnehmen. Dieser wurde so hoch angesetzt, dass die Mutter keine Steuern bezahlen musste, allerdings der Sohn einen hohen sechsstelligen Betrag Erbschaftsteuer. Hinzukommt, dass nahezu ausschließlich Immobilien vererbt wurden und das in einer Zeit, in der die Zinsen stiegen und die Immobilienpreise fielen. Gelöst wurde das Thema mit einer Kreditlinie.

Hätte die Erbschaftsteuer vermieden werden können? Nein. Allerdings hätte man durch frühzeitige Gespräche innerhalb der Familie und eine Optimierung der Vermögensstruktur sowie Nutzung der Schenkungssteuerfreibeträge eine deutliche Reduzierung der Steuer erreichen können. Eine Menge Stress wäre den Erben wohl ebenfalls erspart geblieben.

Natürlich ist er heute dankbar für das erarbeitete Vermögen seines Vaters und wird es sicherlich bei Schenkungen in die nächste Generation anders machen.

Über Geld redet man nicht, man hat es – Fallbeispiel 2

Diese Redewendung kennt fast jeder. Aus unserer Sicht ein Sprichwort, das in vielen Fällen nicht mehr stimmt. Ganz im Gegenteil! Auf alle Fälle sollte man zumindest innerhalb der Familie anders handeln.

Wie viele Gespräche mit unseren Mandanten zeigen, ist es heute nicht mehr die Frage, ob, sondern wann Eltern ihre Kinder in das Familienvermögen einweihen sollten. Eltern sollte klar sein, dass Vermögen nicht nur Freiheit bedeutet, sondern auch eine Menge Verantwortung und Last mit sich bringen kann: Wie sollen Kinder den Umgang mit Vermögen lernen, wenn man ihn ihnen nicht beibringt?

Tipp: Wie solche Gespräche harmonisch ablaufen und einen echten Mehrwert für alle Parteien schaffen können, erläutern wir in dem Beitrag zum Thema “Richtig vererben schon zu Lebzeiten”.

Aber zurück zum Thema “Umgang mit Vermögen”: In dieser höchst persönlichen Frage, die viele Aspekte beinhaltet, fragen immer mehr Familien nach Hilfe. Dabei sprechen wir mit unseren Mandanten nicht nur über offensichtliche steuerliche Aspekte, die klar geregelt sind und abgearbeitet werden können. Vielmehr geklärt werden müssen Fragen wie: „welchen grundsätzlichen Zugang hat die nächste Generation zum Umgang mit Vermögen“, „was macht der teilweise vielschichtige Themenkomplex mit den Kindern“ oder „wer ist der richtige Helfer und Kümmerer im Fall der Fälle“. Denn gerade in einem Notfall ist der emotionale Stress ohnehin maximal groß und Klarheit beim Thema Familienvermögen eine riesige Stütze.

Vor einigen Tagen berichtete ein Mandant, mit dem das Thema schon mehrere Male und über einen längeren Zeitraum erörtert wurde, er habe nun endlich mit seinen Kindern ein Gespräch über das Familienvermögen geführt. Im Ergebnis bekamen die Eltern teilweise überraschende Einblicke in die Karriere- und Lebensplanung ihrer Kinder. Erstmals im Gespräch wurde allen Beteiligten deutlich, wie nah die Kinder selbst vor dem eigenen Ruhestand stehen, wenn die Eltern die statistische Lebenserwartung erreichen und die Kinder erst das länger lebende Elternteil beerben würden. Es entwickelte sich ein lebhafter und unerwartet erwachsener Gedankenaustausch, der noch tieferes Vertrauen schaffte und die Familie noch enger zusammenführte. Demnächst werden wir beginnen, die Kinder an das komplexe Thema des Vermögensmanagements heranzuführen.

Ein Spatz in der Hand ist besser als eine Taube auf dem Dach – Fallbeispiel 3

Dieses Sprichwort beschreibt die Situation zweier weiteren Mandanten, die sich entschieden haben, ihren Kindern bereits zu Lebzeiten einen Teil ihres Vermögens zu übertragen. Sie wollten damit nicht nur Steuervorteile nutzen, sondern auch ihren Kindern die Möglichkeit geben, selbstständig zu entscheiden, wie sie mit dem Geld umgehen wollen.

Ganz wichtig: Dies ist ein sehr positives Beispiel und keine Selbstverständlichkeit. Die Mandanten hatte Vertrauen, dass ihre Kinder verantwortungsbewusst und sinnvoll mit dem Vermögen haushalten würden und wollten ihnen nicht vorschreiben, was sie damit machen sollten. Sie sahen das Geld als eine Chance, nicht als eine Bürde.

Die Reaktion ihrer Kinder war sehr positiv. Sie fühlten sich von ihren Eltern wertgeschätzt und respektiert, und waren dankbar für ihre finanzielle Freiheit, die alles andere als selbstverständlich ist. Sie nutzten das Geld, um ihre eigenen Ziele zu verwirklichen, sei es eine berufliche Weiterbildung, eine Weltreise oder eine Immobilie.

Ein schöner Nebeneffekt: Die Kinder hielten einen sehr engen Kontakt mit ihren Eltern und tauschten sich regelmäßig über den Umgang mit Vermögen, ihre Pläne und Erfahrungen aus. Darüber hinaus entwickelten sie ein gemeinsames Verständnis für das Familienvermögen, das sie als eine Quelle von Sicherheit, Wohlstand und Glück empfanden.

Fazit 

Reden ist Gold

Wie diese Fallbeispiele zeigen, kann es sich lohnen, mit der Familie über Geld zu sprechen. Es kann nicht nur steuerliche und rechtliche Vorteile bringen, sondern auch das Familienklima verbessern und die Bindung zwischen den Generationen stärken.

Natürlich ist das Thema Geld nicht immer einfach und erfordert eine gute Vorbereitung, Sensibilität und Offenheit. Deshalb empfehlen wir Ihnen, sich professionelle Unterstützung zu holen, wenn Sie das Gespräch mit Ihrer Familie planen.

Um Sie bei der Vorbereitung auf diese Gespräche zu unterstützen, haben wir unsere Erfahrungen gesammelt und einen umfassenden Leitfaden für erfolgreiche Vermögensnachfolge geschrieben. Ergänzend finden Sie in dieser Infografik die wichtigsten Zahlen & Fakten zum Thema Erbschaft.

Gerne können wir Ihnen auch persönlich dabei helfen, Ihre Ziele und Werte zu klären, Ihre Vermögensstruktur zu optimieren und Ihre Nachfolge zu regeln. Wenn Sie mehr darüber erfahren wollen, wie wir Sie und Ihre Familie begleiten können, kontaktieren Sie uns gerne hier.

Andreas Kitta steht vor einem schicken Gebäude, trägt einen Anzug ohne Krawatte und seine linkd Hand steckt in seiner Hosentasche

“Es gibt wenige Themen, die so emotional sind, wie das Familienvermögen. Aus Erfahrung können wir aber sagen: Offene Kommunikation ist der beste Weg! Und sollte es doch etwas komplizierter werden, helfen wir gerne!”


Andreas Kitta, 

Gründer und Geschäftsführer von Albrecht, Kitta & Co. 

Lust weiterzulesen?

Hier geht es direkt zum nächsten Blogartikel:

NEWSLETTER-ANMELDUNG

Hier gibt es Denkanstöße, Tipps & Marktanalysen direkt per Mail (max. 1-2x pro Monat)

Anika Albrecht
anika.albrecht@ak-co.de