MARKTAUSBLICK Q4: AUSWIRKUNGEN DER US-WAHL 2024

Doppelte Weichenstellung in den USA

02.10.2024, Vorwort zum 4. Quartal 2024

Wohin werden die beiden wichtigsten Schalter gelegt? Und was bedeutet die US-Wahl 2024 für die Börse?

Zum Glück ist die Welt von so vielen unterschiedlichen Interessen gekennzeichnet! Ärzte, Lehrer, Tischler und so viele mehr können über ihre jeweiligen Berufsbilder leidenschaftlich berichten, warum gerade ihr Beruf so spannend ist. Wir Vermögensverwalter haben in diesem Herbst doppelte Argumente, warum wir Börse und Wirtschaft für das Nonplusultra halten. Denn mit der US-Wahl 2024 und dem US-Zinsentscheid werden in Amerika in Q4 gleich 2x die Weichen gestellt.

1️⃣ Zunächst wird das Rennen um die Präsidentschaft zwischen Kamala Harris und Donald Trump entschieden. Eine der wichtigsten Entscheidungen für die USA, aber auch für den Rest der Welt im Hinblick auf Investitionen, Steuern, Zölle und Geopolitik! Dazu später mehr…

2️⃣ Nur wenige Tage später muss sich die Fed zwischen dem Risiko einer wiederkehrenden Inflation bei einer weiteren großen Zinssenkung und einer möglichen Rezession beim Ausbleiben eben dieser entscheiden…

Kurzum: Es ist für absolute Spannung gesorgt. Was will man mehr!
Mit diesem Artikel und unserem Marktausblick Q4 wollen wir einen Blick in unseren Maschinenraum gewähren!

Ein aufgeklappter Laptop zeigt den Marktausblick Q4 inkl. der Auswirkungen der US-Wahl 2024 als PDF Download
Michael Wittek lächelt, schaut in die Kamera und trägt ein weißes Hemd

Über den Autor

Michael Wittek ist bei Albrecht, Kitta & Co. für das Portfoliomanagement verantwortlich. Zusammen mit seinem Team trifft er die Investmententscheidungen für alle Anlageklassen und hat die Märkte immer im Blick.

Überblick

Was bedeutet die US-Wahl 2024 für die Märkte?

Auf den ersten Blick scheint die US-Wahl 2024 eines der wichtigsten Ereignisse für die Entwicklung der Märkte zu sein. Bis zu einem gewissen Grad stimmt das auch, denn die kurzfristigen Auswirkungen einer Präsidentschaftswahl können erhebliche Schwankungen verursachen.

Allerdings haben andere Faktoren wie die Geldpolitik der Zentralbank, makroökonomische Entwicklungen und technologische Innovationen auf lange Sicht einen größeren Einfluss.

Welche Partei ist besser für den Aktienmarkt?

Historische Daten zeigen, dass der Aktienmarkt unter Präsidenten beider Parteien gewachsen ist, wenngleich in unterschiedlichem Tempo. Beispielsweise stiegen die Börsen unter Obama stark an, obwohl die Demokraten traditionell als weniger wirtschaftsfreundlich gelten.

Insofern könnte es am Ende tatsächlich weniger entscheidend sein, wer ins Weiße Haus einzieht. Relevant sind eher die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die Innovationskraft der Unternehmen und der Verlauf der globalen Konjunktur – außerdem wäre ein klarer Sieg in beiden Fällen vorteilhaft für die Börse.

Langfristig werden die Märkte vor allem darauf reagieren, wie gut die Präsidentin oder der Präsident mit Krisen umgeht (siehe COVID-19 oder die Finanzkrise von 2008) und ob die Zentralbank weiterhin die Märkte stützt…

Harris vs. Trump: Wer ist besser für die Börse?

Historisch gesehen reagieren die Börsen nicht einheitlich auf Wahlausgänge, da sie von vielen Faktoren beeinflusst werden. Doch es gibt unterschiedliche Erwartungen:

KAMALA HARRIS ...

würde als Vertreterin der Demokraten voraussichtlich eine Politik fortsetzen, die mehr auf Regulierung, Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit setzt. Zwar kann eine stärker regulierte Wirtschaft kurzfristig Investitionen bremsen; langfristig könnten nachhaltige Industrien wie erneuerbare Energien allerdings profitieren. Eine stabilere geopolitische Lage könnte zudem das Vertrauen der Märkte stärken.

Vereinfacht formuliert, könnte man Harris’ Politik als “Pro-Planet” bzw. “Pro-Social” bezeichnen.

DONALD TRUMP ...

… wird oft als “pro-business” wahrgenommen, insbesondere wegen seiner Politik der Steuererleichterungen und Deregulierung.

Unter seiner Präsidentschaft verzeichneten die Börsen 2017 einen starken Aufwärtstrend, begünstigt durch seine Steuerreform, die Unternehmensgewinne steigerte.

Seine “America First”-Politik, wie der Handelskrieg mit China, sorgte jedoch gleichzeitig für Unsicherheiten.

➡️ FAZIT: Trumps Politik könnte potenziell eher kurzfristige Marktimpulse durch Deregulierung und Steuererleichterungen setzen, während Harris für mehr Stabilität und Nachhaltigkeit steht, was langfristig positiv sein könnte. Was besser für die Börse ist, hängt letztlich davon ab, ob die jeweiligen Vorteile, die potentiellen Nachteile überwiegen.

US-Wahl 2024: Welche Sektoren sind die Gewinner/Verlierer?

Wer ins Weiße Haus einzieht, wird die Weichen für entscheidende Bereiche wie z.B. die Steuerpolitik, den Klimaschutz und die Handelspolitik stellen. (Neue) Regulationen in diesen Bereichen können die Entwicklung der unterschiedlichen Sektoren maßgeblich beeinflussen. Anleger und Unternehmen blicken deshalb gespannt auf die politischen Programme der beiden Hauptkandidaten, Kamala Harris und Donald Trump, und fragen sich, welche Branchen künftig stärker wachsen und welche unter Druck geraten könnten …

Natürlich ist es wie immer unmöglich, die Zukunft vorherzusehen, aber potenzielle Gewinner und Verlierer an den Börsen lassen sich durch die wirtschaftlichen Prioritäten der Kandidaten schon jetzt erahnen. Nach einem detaillierten Blick auf die potenziellen Auswirkungen auf verschiedene Branchen sehen wir einige Chancen und sind uns bewusst, welche Risiken Anleger im Auge behalten sollten:

Erneuerbare Energien und Umwelttechnologie 🔋

Unter einer Harris-Regierung würde dieser Sektor voraussichtlich boomen, da die Demokraten sich stark für den Klimaschutz einsetzen. Sie könnten massive Investitionen in grüne Technologien fördern und strengere Umweltauflagen einführen, was Unternehmen in Solar-, Windkraft- und E-Mobilität begünstigen würde.

Traditionelle Energie- und Ölindustrie 🛢️

Ein Sieg von Harris könnte hingegen Druck auf die fossile Energiebranche ausüben, da strengere Umweltauflagen und die Reduzierung von CO2-Emissionen diese Sektoren belasten könnten. Trump lässt mit Aussagen, wie “drill baby, drill” und seiner Bezeichnung von erneuerbaren Energien als “scam business” (The Guardian, 02.2024) dagegen vermuten, dass der fossile Sektor unter Trump zu den Gewinnern gehören könnte.

Technologie und Big Tech📱

Beide Kandidaten könnten für Big Tech gemischte Auswirkungen haben. Trump setzte auf eine lockere Regulierung und niedrige Steuern, was den Sektor in den letzten Jahren stark begünstigte. Allerdings stehen viele der großen Tech-Konzerne inzwischen auch unter kartellrechtlicher Beobachtung, was unter beiden Präsidenten fortgesetzt werden könnte.

Pharmazeutische Industrie 🏥

Unter einer demokratischen Führung könnte mehr Druck auf die Pharmakonzerne ausgeübt werden, um Preise zu senken. Dies könnte die Margen der Unternehmen schmälern, insbesondere bei Medikamentenpreisen in den USA. Trump hatte ebenfalls Maßnahmen in diese Richtung angekündigt, aber möglicherweise wäre die Umsetzung unter Harris entschlossener.

Finanzsektor 🏦

Banken könnten unter einer Harris-Präsidentschaft mit einer stärkeren Regulierung konfrontiert sein. Trump favorisierte eine Deregulierung, die den Finanzsektor in den letzten Jahren stark gestützt hat. Wenn Harris jedoch für stabilere Rahmenbedingungen sorgt, könnten langfristig auch Finanzmärkte profitieren, wenn sie auf solide, berechenbare Grundlagen bauen können.

Für die Auswirkungen auf die verschiedenen Anlageklassen (Aktien, Anleihen, Edelmetalle & Co.) verweisen wir an dieser Stelle gerne auf unseren Marktausblick Q4 2024:
Hier runterladen

FAZIT

Die US-Wahl 2024 wird die Märkte zweifellos kurzfristig beeinflussen, aber die langfristige Entwicklung der Märkte hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab.

Die Wahl zwischen Kamala Harris und Donald Trump stellt unterschiedliche wirtschaftliche Philosophien gegenüber: Während Trump kurzfristig durch Deregulierung Wachstum fördern könnte, setzt Harris auf eine nachhaltige, regulierte Marktpolitik. Stand heute gehen wir davon aus, dass keiner der beiden Kandidaten einen deutlichen Sieg erringen wird. Demzufolge sind Veränderungen in den Sektoren oft nicht so stark, da keine der beiden Parteien komplett durchregieren kann und Kompromisslösungen erzielt werden müssen. Entsprechend geringer sind die Einflüsse auf die jeweiligen Rahmenbedingungen.

Letztlich wird es darauf ankommen, wie die künftige Präsidentin oder der künftige Präsident die drängendsten wirtschaftlichen Herausforderungen der nächsten Jahre angeht.

zwei Gleisen mit einer Weiche, die Richtung Harris bzw. Richtung Trump leiten - symbolisieren die US-Wahl 2024
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