Irgendwas ist immer: Warum Geldanlage in Krisenzeiten sinnvoll ist

Irgendwas ist immer: Warum Geldanlage in Krisenzeiten sinnvoll ist

Krisenzeiten gehören zum Kapitalmarkt wie der Matjes zum Fischbrötchen. Über viele Jahrhunderte hinweg haben sie regelmäßig für Verunsicherung und Panik bei Marktteilnehmern gesorgt. Die Geschichte zeigt jedoch, dass sich Geldanlage in Krisenzeiten lohnt: es gibt viele Gründe auch in unruhigen Phasen investiert zu bleiben und sein Vermögen nicht übereilt zu liquidieren. Denn so unterschiedlich die Anlässe von Börsencrashs sein mögen, haben sie doch eines gemeinsam: Krisen kommen und gehen. Warum wir in Krisenzeiten gelassen bleiben, erklären wir in diesem Beitrag. 


In diesem Beitrag:


Rückblick auf die größten Wirtschaftskrisen

Die Tulpenmanie gilt als erste bekannte Wirtschaftskrise der modernen Wirtschaftsgeschichte. Die steigende Nachfrage nach Tulpenzwiebeln und exzessive Spekulationen führten im Jahr 1637 erst zu einem Boom und dann zu einem drastischen Absturz der Tulpenpreise. Auch in der jüngeren Geschichte der Finanzmärkte müssen wir nicht lange nach Krisen suchen. Im 20. Jahrhundert mussten Anleger schwere Wirtschaftskrisen und überraschende Börsencrashs verkraften. Selbst das noch junge 21. Jahrhundert hat uns bereits zahlreiche Tiefpunkte beschert. 

Die wichtigsten Börsenkrisen des 20. & 21. Jahrhunderts: 

  • Weltwirtschaftskrise (1929) 
  • Ölpreiskrisen (1973 & 1979) 
  • „Black Monday“ (1987) 
  • Golfkrisen (1980, 1990 & 2003) 
  • Asienkrise (1997) 
  • Beinahe-Kollaps des LTCM-Hedgefunds (1997) 
  • Dotcom-Blase (2000) 
  • Terroranschläge vom 11. September (2001) 
  • Finanzkrise (2007) 
  • Corona-Krise (2020) 
  • Russland-Ukraine-Krieg & Israel-Gaza-Krieg (2022 & 2023) 

So wirken sich Krisenzeiten auf die Kapitalmärkte aus

Spekulationsblasen, Wirtschaftskrisen, Kriege oder Epidemien: Anleger müssen in Krisenzeiten in der Regel innerhalb kurzer Zeit hohe Kursverluste verkraften. Bis sich die Situation wieder erholt, dauert es dagegen meist einige Jahre. 

1. Beispiel: „Black Monday“ 1987

Der „Schwarze Montag“ ging als größter Börsencrash nach dem Zweiten Weltkrieg in die Finanzgeschichte ein. Am 19. Oktober 1987 büßte der amerikanische Leitindex weitgehend unerwartet an nur einem Tag 22,6 % seines Wertes ein. Bis heute ist dies der größte prozentuale Rückgang eines Tages in der Geschichte des Dow Jones, der seit 1897 veröffentlicht wird. Der Crash griff auch auf andere Börsen in Westeuropa, Kanada, Australien und Neuseeland über und sorgte weltweit für erhebliche Kursverluste. 

Nach dem Crash fiel der amerikanische Leitindex Dow Jones noch weiter und erreichte im Dezember ein Tief bei 1.766 Punkten. Ein Verlust von 33 %, ausgehend vom letzten Hoch im August 1987, den der Index erst zwei Jahre später im Dezember 1989 wieder aufholen konnte. 

2. Beispiel: New-Economy- / Dotcom-Blase 2000

Die Dotcom-Blase traf Anleger besonders schwer, denn auf den Zusammenbruch des Telekommunikationssektors folgten weitere Rückschläge. Die Terroranschläge auf das World Trade Center im Jahr 2001 sowie Bilanzskandale um Enron und Worldcom erschütterten die Kapitalmärkte und führten zu einer tiefen Vertrauenskrise bei Aktien. 

Vom damaligen Allzeithoch im März 2000 fielen die Aktienkurse bis Herbst 2002 hinein. Am schwersten traf es dabei den Deutschen Aktienindex, der Verluste bis zu 67 % verzeichnete. Fünf Jahre dauerte es, bis der DAX im Sommer 2007 wieder die Gewinnzone erreichte. Doch die Freude war nur von kurzer Dauer, denn die nächste Krise folgte auf dem Fuße: 2008 erschütterte eine weltweite Finanzkrise, die fast zum Zusammenbruch des internationalen Finanzsystems führte, die Kapitalmärkte. Weltweit sanken die Aktienindizes erneut um mehr als die Hälfte ihres Wertes. 

Wer also im Börsenhype 2000 zu Höchstkursen in DAX & Co. investiert hatte, musste bis 2013 durchhalten, um wieder dauerhaft in die Gewinnzone zu kommen. 

Geldanlage in Krisenzeiten heisst: gelassen bleiben!

Warum aber in Krisenzeiten investiert bleiben und nicht einfach alle Anlagen verkaufen, wenn sich Probleme am Horizont abzeichnen oder es dann wirklich kracht? So ließen sich Zeit, Geld und Nerven sparen, oder? Dafür gibt es zwei wesentliche Gründe

1️⃣ Studien zeigen, dass langfristige Investitionen mit größerer Sicherheit zu Gewinnen führen, anders als kurzfristige Trades. 

Wer in den letzten 100 Jahren sein Geld im amerikanischen S&P 500 investierte, schloss seine Anlage garantiert mit einem Gewinn ab – wenn er einen Anlagezeitraum von 20 Jahre einhielt. Dabei ist es völlig unerheblich, zu welchem Zeitpunkt die Anlage erfolgte. Die Wahrscheinlichkeit, auf täglicher Basis einen Gewinn zu erzielen, liegt dagegen gerade einmal bei etwas mehr als 50 %. Ein Glücksspiel also. 

Ähnlich sieht es beim DAX aus. Das DAX-Rendite-Dreieck zeigt, dass jede Einmalanlage in der Vergangenheit spätestens nach 12 Jahren im Gewinn lag. Nach den Berechnungen des Deutschen Aktieninstituts (DAI) ließ sich bei einem Anlagezeitraum von 20 Jahren durchschnittlich eine Rendite von 8,6 % pro Jahr erzielen. 

2️⃣ Wer Geld aus Angst liquidiert, riskiert, die erfolgreichsten Tage an der Börse zu verpassen. 

Das Risiko bei Ausstieg und Wiedereinstieg „danebenzuliegen“, sprich zu früh zu verkaufen oder zu spät wieder einzusteigen, ist hoch. Es klingt paradox, doch in Krisenzeiten sind häufig steigende Aktienkurse zu beobachten. Denn am Kapitalmarkt gilt: “Bad news is better than no news“. Investoren antizipieren bei einer schlechten Wirtschaftslage zum Beispiel mögliche Zinssenkungen oder Regierungsinterventionen, was die Aktienkurse stützt oder die Kurse nach oben treibt. Zu Kurseinbrüchen kommt es oft erst, wenn schlechte Nachrichten den Markt unvorbereitet treffen. Und diese Nachrichten können selbst professionelle Investoren nicht vorhersehen. 

Dazu kommt das Risiko die besten Börsentage zu verpassen! Die besten Börsentage definieren sich durch einen überdurchschnittlich hohen Kursanstieg innerhalb eines einzigen Tages. Historisch passieren fast 80% dieser Tage während eines Bärenmarktes oder in den ersten 2 Monaten eines Bullenmarktes.

Als Beispiel: Der beste Tag des S&P 500 seit 1993 zeichnete am 28.10.2008 - mitten in der Finanzkrise - einen prozentualen Kursgewinn von ~11,7% zum Vortag. Der zweitbeste Tag (~10,3% Kursgewinn zum Vortag) geschah am 13.03.2020 und damit während der Corona-Krise (Quelle: Bloomberg). Beim DAX lässt sich ein ähnliches Muster erkennen: Die drei besten Tage seit 1980 fanden am 24.03.2020 (~11% Kursgewinn zum Vortag) und im Oktober 2008 statt (11,4% am 13.10.2008 / 11,3% am 28.10.2008) (Quelle: Bloomberg). Zwar sind historische Ereignisse keine Garantie für zukünftige Marktbewegungen. Sie verdeutlichen aber, dass Geldanlage in Kriesenzeiten durchaus gewinnbringend sein kann.

Zusammengefasst: Ein vorzeitiger Ausstieg bedeutet häufig einen Renditeverlust. Hinzu kommt: Mögliche Transaktionskosten können den Anlageerfolg weiter reduzieren und die hart erwirtschafteten Erträge schlimmstenfalls sogar auffressen. 

Lohnt es sich, aktuell in Aktien zu investieren? 

Für den Kapitalmarkt stehen die Ampeln derzeit nicht unbedingt auf Grün. Das Bild ist durchmischt. Kurzfristig erwarten wir trotz der Unruhen in Israel und des anhaltenden Kriegsgeschehens steigende Aktienkurse zum Jahresende. Mittelfristig bereiten wir uns wegen der geopolitischen Spannungen jedoch auf alle Eventualitäten vor. Wir rechnen zudem mit Unsicherheiten am Immobilienmarkt. Während wir an diesem Artikel arbeiten, rutscht der Signa-Konzern in die Krise und droht Banken mit ins Ungemach zu ziehen. Die gestiegenen Zinsen in Kombination mit sinkenden Immobilienpreisen könnten weitere Probleme im Finanzsektor zutage bringen und sich ebenfalls auf die Aktienmärkte auswirken. 

Trotz dieses vorsichtigen Ausblicks gilt: Langfristig lohnt es sich immer, in Aktien zu investieren. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass das anlegte Kapital für mindestens 15 Jahre nicht benötigt wird. Das heißt: Anleger mit einen langen Anlagehorizont sollten auch jetzt in Aktien investieren.

Fazit: Für die langfristige Geldanlage sind Krisenzeiten unbedeutend 

Beim Investieren lohnt es sich, in Dekaden zu denken, statt sich vom ständigen Auf und Ab an den Aktienmärkten verrückt machen zu lassen. Die Vergangenheit zeigt, dass Anleger mit einem Anlagehorizont von mindestens 20 Jahren selbst zum schlechtesten Zeitpunkt investieren und eine attraktive Rendite auf ihr Kapital erzielen konnten. Bei jeder Form von Geldanlage in Krisenzeiten ist es allerdings entscheidend, Ruhe zu bewahren und geduldig abzuwarten. 

Als Vermögensverwalter helfen wir unseren Mandanten mit einem aktiven Risikomanagement dabei, den Verlust so gering wie möglich zu halten und unruhige Börsenphasen gelassen zu überstehen. Damit es keine unangenehmen Überraschungen gibt, ist es vor jeder Investition entscheidend, die persönlichen Rahmenbedingungen zu analysieren. Deswegen nehmen wir uns vor Anlageentscheidungen viel Zeit, um unsere Kunden individuell zu beraten und den richtigen strategischen Ansatz für Investitionen zu finden. 

Noch Fragen?

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Lese-Tipps der Redaktion:

FAQs

Wie lange dauerte die längste Wirtschaftskrise? 

Die Weltwirtschaftskrise dauerte insgesamt vier Jahre, von 1929 bis 1933. Sie begann mit einem Börsencrash, dem legendären „Black Friday“, an der Wall Street und breitete sich dann in der ganzen Welt aus. Bis heute gilt sie als die schlimmste Wirtschaftskrise des 20. Jahrhunderts. 

Sollte man auch in Krisenzeiten investiert bleiben? 

Langfristig lohnt es sich immer, in Aktien zu investieren. Schaut man sich die letzten 100 Jahre an, gibt es keinen Zeitraum, mit dem ein langfristiges Investment von 20 Jahren oder mehr einen Verlust erzielt hätte. Zudem gilt: Je länger der Anlagezeitraum, desto verlässlicher ist eine attraktive positive Rendite. In Krisenzeiten ist es entscheidend, Ruhe zu bewahren und geduldig abzuwarten. Damit das funktioniert, sollten Anleger in Dekaden denken und sich nicht vom ständigen Auf und Ab an den Aktienmärkten beeinflussen lassen.

Sollte ich trotz hoher Festgeldzinsen am Kapitalmarkt investieren?

Langfristig gesehen (15 Jahre oder länger) lassen sich mit Aktien bessere Renditen als mit Festgeldern erzielen. Das galt in der Vergangenheit selbst dann, wenn das Vermögen zu Höchstkursen an der Börse investiert wurde. Für kurzfristige Anlagen sind dagegen Fest- oder Tagesgelder die bessere Wahl. Bei mittelfristigen Aktienanlagen ist die Einschätzung von der individuellen Situation abhängig. Neben dem Anlagehorizont spielen hier weitere Faktoren wie Einkommen, Vermögenshintergrund sowie die Lebensplanung eine wichtige Rolle.