Private Equity Infografik - Blogheader von Albrecht, Kitta & Co. Vermögensverwaltung & Family Office aus Hamburg

Private Equity vs. traditionelle Vermögensverwaltung – Passt das zusammen?

In den vergangenen Jahren gewinnen Anlagen in Private Equity im öffentlichen Diskurs immer weiter an Bedeutung – nicht zuletzt durch die Einführung von ELTIFs, welche Private Equity Investments schon für kleines Geld möglich machen. Diese Entwicklung geht auch an uns als Vermögensverwaltung nicht vorbei. Doch passt Private Equity zum Investmentansatz einer Vermögensverwaltung? Und wer sollte überhaupt in diese Assetklasse investieren? Wir haben uns das genauer angeschaut. 

Überblick

Private Equity kurz erklärt (Infografik)

Der englische Begriff Private Equity (kurz: PE) lässt sich am besten mit „privates Beteiligungskapital“ übersetzen. Investoren versorgen Unternehmen direkt mit Eigenkapital und können dadurch langfristig an deren Erfolg teilhaben. Privat ist die Beteiligung deswegen, weil sie nicht wie Aktien oder Anleihen an den öffentlichen Märkten (z. B. einer Börse) handelbar ist, sondern mögliche Käufer privat gefunden werden müssen. 

Eine private Unternehmensbeteiligung kann in verschiedenen Phasen der Unternehmensentwicklung erfolgen. Grundsätzlich lässt sich zwischen zwei Formen unterscheiden:  

Von Private Equity im engeren Sinne spricht man nur bei Eigenkapitalfinanzierungen in etablierte mittelständische Unternehmen oder Großunternehmen. Eine spezielle Form von Private Equity ist Venture Capital, hier erfolgt die Finanzierung bereits in der Frühphase einer Unternehmung. Solch eine Investition in junge und innovative Unternehmen kann sehr lukrativ sein, bringt aber auch ein höheres Risiko mit sich. 

Warum in Private Equity investieren?

Zusätzliche Chancen: 


Nur etwa 500 der über 3 Millionen mittleren bis großen Unternehmen in Deutschland sind an der Börse notiert. Damit findet das deutsche Wirtschaftsgeschehen weitestgehend außerhalb der Kapitalmärkte statt. Mit Private Equity können Investoren über die Börse hinaus von Wachstumschancen interessanter Unternehmen profitieren.
 

Versteckte Potenziale: 


Bei PE gehen Investoren und Unternehmen Hand in Hand. Die langfristig und strategisch ausgerichteten Investitionen bieten Potenzial für Überrenditen gegenüber dem Aktienmarkt, deren Unternehmen unter einem ständigen kurzfristigen Erfolgsdruck stehen.
 

 

Julien Zornig, PE Experte und Netzwerkpartner von ak., beschreibt die Besonderheiten von Private-Equity-Direktinvestments so:


1. Anleger nehmen aktiv an der Entwicklung der Portfolio-Unternehmen teil und haben damit mehr Kontrolle als bei einem Aktieninvestment.

2. Die Renditepotenziale entstehen durch unternehmerische Verbesserungen, die PE-Investoren mit der strategischen und/oder operativen Unterstützung selbst einbringen.

Überdurchschnittliche Rendite: 


Wie hoch die Gewinnmöglichkeiten einzelner Investments sind, ist sehr unterschiedlich und auch regional nicht einheitlich: Eine Auswertung der Investmentfirma Cambridge Associates ergibt in den USA eine durchschnittliche jährliche Rendite über 25 Jahre von 13,28% (1998 bis 2023). Weltweit betrugen die durchschnittlichen Gewinnmöglichkeiten nur 6,8% pro Jahr.

Portfolio-Optimierung: 


Anleger, die Private Equity in Ihr Portfolio aufnehmen, profitieren außerdem durch die niedrige Korrelation zu börsengehandelten Depotwerten, wodurch die Schwankungsbreite insgesamt sinkt. Diesen Effekt nutzen auch Pensionskassen und Stiftungen, die sich bei der Anlage des Ihnen anvertrauten Vermögens möglichst wenig Verluste leisten dürfen. Die Stiftung der Harvard Universität mischte ihren Vermögenswerten im Jahr 2023 beispielsweise einen PE-Anteil von 39% bei. 

 

Risiken von Private Equity nicht unterschätzen

Mehr Rendite, weniger Risiken? Die Eier legende Wollmilchsau gibt es am Finanzmarkt bekanntlich nicht. Den Vorteilen von Private Equity bei der Geldanlage stehen auch Risiken gegenüber, die je nach Art der Investition mehr oder weniger stark zum Tragen kommen:

1️⃣  Verlustrisiko bis hin zum Totalausfall

2️⃣  Kostenrisiko durch vergleichsweise hohe Management- & Vertriebsgebühren

4️⃣  Liquiditätsrisiko, da die Beteiligung nicht am Markt handelbar ist

5️⃣  Transparenzrisiko durch den begrenzten Einblick in die einzelnen Zielunternehmen

6️⃣  je nach Strategie unterschiedliche unternehmerische Risiken, wie beispielsweise die Abhängigkeit vom Unternehmensmanagement, hohe Fremdkapitalquoten oder Nachschussverpflichtungen

7️⃣ ggf. Mehraufwand bei der Steuererklärung

Investitionsmöglichkeiten: Direktbeteiligung vs. Fondsmodelle

Eine direkte Private-Equity-Investition ist meist nur für sehr vermögende Personen möglich. Sie erwerben typischerweise eine wesentliche Beteiligung an Unternehmen, um bei Entscheidungen mitzuwirken und den Erfolg des Unternehmens aktiv zu beeinflussen. Dafür ist das entsprechende Kleingeld nötig und mit einer einzigen Beteiligung ist es aus strategischen Gründen selten getan. Um die Risiken zu reduzieren, erfolgen meist mehrere Investitionen in verschiedene Unternehmen. 

Aber auch für Privatanleger gibt es Möglichkeiten, sich Private Equity ins Portfolio zu holen und an dessen Chancen teilzuhaben. Möglich ist das mit einer indirekten Investition, entweder in PE-Fonds oder PE-ETFs. Wir stellen die drei Alternativen kurz vor: 

1. Geschlossene Private Equity Fonds

Die klassische PE-Anlage erfolgt über Investmentfonds, die das Geld vieler Anleger sammeln und dann in verschiedene Unternehmen investieren. Die Besonderheit bei Private Equity: Das Geld wird dafür über einen langfristigen Zeitraum fest angelegt, deswegen spricht man auch von „geschlossenen Fonds“. 

 Wenn einzelne Zielunternehmen sich positiv entwickeln, können die Gewinne durch den Verkauf der Anteile gehoben werden. Allerdings ist eine Beteiligung an PE-Fonds meist erst ab 200.000 Euro oder mehr möglich und oft nur für institutionelle und semiprofessionelle Investoren zugelassen. Retailfonds, die Beteiligungen auch für Privatinvestoren ermöglichen und bereits ab 10.000 Euro verfügbar sind, werden nur selten zum öffentlichen Vertrieb zugelassen. 

2. ELTIFs

Seit 2015 bieten sogenannte ELTIFs (European Long-Term Investment Funds) auch privaten Investoren Zugang zu Private-Equity-Investments. Dies sind spezielle für langfristige Investitionen aufgelegte Investmentfonds, die die Eigenkapitalfinanzierung für Unternehmen verbessern sollen. 

Seit Januar 2024 wurden Mindestvermögen und -anlagesumme gekippt, sodass auch Kleinanleger die Möglichkeit haben, zu investieren. ELTIFs unterliegen einer strengen Regulierung durch die EU, die Privatinvestoren mehr Sicherheit im Vergleich zu geschlossenen Fonds bieten soll. Zum Beispiel sind die Zertifizierung des Fondsmanagements und die Diversifizierung auf verschiedene Zielunternehmen vorgeschrieben, es muss eine regelmäßige Bewertung der Anteile erfolgen, Fremdfinanzierungs- und Liquiditätsquote sind beschränkt und Leerverkäufe sowie Währungsspekulationen verboten. 

Wie nachhaltig sich die „neuen ELTIFs“ entwickeln werden, wird sich erst in 3-4 Jahren zeigen. Auf die Mechanik des Private-Equity-Marktes wird sich diese weitere Retail-Möglichkeit m. E. nicht auswirken, aber die öffentliche Wahrnehmung bei Kunden und in den Medien wird natürlich gesteigert.

3. ETFs

Mit börsengehandelten Private-Equity-ETFs können Privatanleger ebenfalls an den Chancen von PE-Investments teilhaben. Dabei beteiligen sie sich allerdings nicht direkt am Eigenkapital von Unternehmen, sondern kaufen Aktien von PE-Unternehmen. Das sind Unternehmen, sich darauf spezialisiert haben, sich an anderen Unternehmen zu beteiligen. Zu den bekanntesten gehören die amerikanischen Aktiengesellschaften Blackstone Group, KKR & Co. und Carlyle Group.

Private Equity als Teil der klassischen Vermögensverwaltung

Im Nullzinsumfeld haben sich Privatkunden gegenüber den Chancen von Private Equity zunehmend geöffnet. Gerade in den volatilen Zeiten 2020 bis 2023 haben viele zudem gute Erfahrungen gemacht. Deshalb etabliert sich PE immer mehr als alternative Renditequelle und Bestandteil in privaten Portfolios und auch wir als Vermögensverwalter werden immer öfter auf Private Equity als Geldanlage angesprochen.

In der Vermögensverwaltung kann die Beimischung von PE positive Effekte haben. Die Anlage kann das Chance-Risiko-Profil des Gesamtvermögens stärken und uns dabei unterstützen, Vermögenszuwachs und Schwankungsbreite zu optimieren. Ein weiterer Vorteil: Die Portfolios lassen sich mit PE etwas vom psychologischen „Hin und Her“ der Aktienmärkte abkoppeln, da sich die Beteiligungen weitestgehend unabhängig von kurzfristigen Börsenschwankungen entwickeln.

Wegen der eingeschränkten Verfügbarkeit eignet sich die Anlageform allerdings nicht für jeden Vermögensverwaltungskunden. Voraussetzung für eine Beimischung in unseren Portfolios sind ein langfristiger Anlagehorizont und ein entsprechender Vermögenshintergrund. Denn: Private Equity Anteile lassen sich nicht einfach an der Börse verkaufen. Es muss sich ein privater Käufer finden. Der beste Zeitpunkt für einen gewinnbringenden Ausstieg ist von der wirtschaftlichen Entwicklung abhängig. In wirtschaftlich schlechten Zeiten sind die Ausstiegsoptionen oft beschränkt und Anleger kommen dann nicht (bzw. nur mit unangemessenen Abstrichen) an ihr Kapital.

Wie wir Private Equity in unsere Vermögensverwaltung einbinden

In unserer Vermögensverwaltung liegt unser Fokus auf liquiden Portfolios mit börsennotierten Titeln. Sofern der häufig langfristige Investmenthorizont kein Problem darstellt und der Vermögenshintergrund passt, sehen wir in Private-Equity-Investments für unsere Mandanten eine sinnvolle Ergänzung.

Bei der Investition arbeiten wir seit 10 Jahren mit unserem renommierten Partner Astorius zusammen. Die PE-Experten haben sich vor allem auf kleinere, aber etablierte und profitable Unternehmen spezialisiert. Optimalerweise bieten diese ein organisches Wachstum, für das weder ein übermäßiger Kapitaleinsatz noch Schulden nötig sind. Dadurch können die Anleger in der Regel schnell von den Erfolgen einer Beteiligung profitieren. Hinsichtlich der Geschäftsmodelle sind die Investitionen nicht beschränkt, Branchen wie Wettspiele, Tabak und Alkohol sind jedoch tabu.

Die Anlage erfolgt über einen klassischen geschlossenen Fonds. Die Besonderheit: Anleger zahlen das Kapital über fünf Jahre schrittweise ein. Nach der Einzahlphase können sie bereits mit den ersten Rückflüssen rechnen. Die Gesamtlaufzeit unserer Partnerfonds beträgt in der Regel zehn Jahre, in Einzelfällen können es aber auch mal zwölf werden.

Vor einer Investition ist es uns wichtig, dass unsere Mandanten sich mit den Risiken wie der langen Kapitalbindung und den aus der Investition entstehenden unternehmerischen Verpflichtungen auseinandersetzen und damit wohlfühlen. Die einzelnen Private-Equity-Investments wählen wir dann sorgfältig gemeinsam aus, denn sie sollten mit den Werten & Interessen des Anlegers übereinstimmen.

Fazit

Private Equity ist ein passender Baustein für die Verwaltung großer Vermögen, aber…

Vermögensverwaltung und Private Equity schließen sich nicht aus. Im Gegenteil: Aus Sicht eines Portfoliomanagers, der auf das optimale Verhältnis von Rendite und Risiko ausgerichtet ist, kann PE ein klassisches Portfolio sinnvoll ergänzen. Eine Beimischung wirkt sich in der Regel positiv auf Ertrag und Risiko der Gesamtanlage aus. Doch obwohl PE-Investitionen durch moderne Anlageformen einfacher geworden sind, ist die Anlageklasse nicht pauschal für jeden Privatanleger die richtige Wahl. Neben der Abschätzung unternehmerischer Risiken sind auch steuerliche Überlegungen zu beachten. Für unsere Kunden setzen wir Private Equity ein, wenn folgende Kriterien zutreffen:

  • Der Wunsch nach PE-Investitionen des Mandanten,
  • ein entsprechender Vermögenshintergrund inkl. langfristigem Anlagehorizont und
  • eine unternehmerische Orientierung.

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Tipp: Hier findest du unsere Infografik zun den ➡️ Chancen von Megatrends

FAQ’s

Was sind alternative Investments?

Alternative Investments sind Anlagen, die über die traditionellen Kategorien wie Sparguthaben oder börsengehandelte Aktien oder Anleihen hinausgehen. Dazu zählen Private Equity, Hedgefonds, Immobilien- und Infrastrukturinvestments, Rohstoffe, Kryptowährungen sowie (digitale) Kunst, Antiquitäten, Oldtimer oder Wein.

Passen Private Equity und klassische Vermögensverwaltung zusammen?

Ja! Eine Private-Equity-Beteiligung kann ein Vermögensverwaltungsdepot aus klassischen liquiden Anlagen bereichern und das Verhältnis von Rendite und Risiko verbessern. Eine Beimischung ist aber nicht für jeden Anleger sinnvoll, denn die Investition in Private Equity ist eine unternehmerische Beteiligung, für die ein bestimmter Vermögenshintergrund und ein langfristiger Anlagehorizont erforderlich sind. Anleger müssen sich zudem genau mit den Risiken auseinandersetzen und wohlfühlen.

Was sind Vorteile von Private-Equity-Investments?

Private Equity bietet Investoren einige Vorteile. Dazu gehört die Chance überdurchschnittliche Renditen zu erzielen und die Möglichkeit, in nicht börsennotierte Unternehmen zu investieren. Die langfristige Perspektive erlaubt es, strategische Entscheidungen zu treffen und operative Verbesserungen umzusetzen. Investoren profitieren auch von maßgeschneiderten Finanzierungslösungen und einem erweiterten Netzwerk. Unternehmen erhalten auf der anderen Seite Zugang zu Kapital und externer Expertise, was zu nachhaltigem Wachstum und Wertsteigerung führen kann – eine Win-Win Situation für Investor & Unternehmen.

Was sind Nachteile von Private-Equity-Investments?

Private Equity bringt neben überdurchschnittlichen Renditen auch Nachteile mit sich. Der wichtigste ist die langfristige Kapitalbindung, denn PE-Investments sind nicht an der Börse handelbar. Für den vorzeitigen Ausstieg ist ein privater Käufer nötig. Um keine unnötigen Verluste zu riskieren, sollten Anleger das Investment bis zum Ende durchhalten.

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Anika Albrecht
anika.albrecht@ak-co.de