VORWORT ZUM 3. QUARTAL 2024
BÖRSEN IM AUFWIND – ZINSSENKUNGEN SETZEN SEGEL
Anleger segelten im ersten Halbjahr auf einer Erfolgswelle…
…denn alle wichtigen Anlageklassen wie Aktien, Anleihen und Edelmetalle segelten mit Rückenwind und konnten teils beachtliche Kursgewinne verzeichnen: Aktien und Edelmetalle schipperten sogar nahe ihrer Allzeithochs über die Zielgerade des ersten Halbjahres.
Lediglich bei den langlaufenden Anleihen gab es Flauten, da das Zinsniveau erneut anstieg und ihre Kurswerte sinken ließ. Kurze Anleihen hingegen segelten auf einer Erfolgswelle und brachten positive Renditen.
Im zweiten Halbjahr werden die Leinen weiter gespannt, denn die Zinsentwicklung wird den Kurs der Finanzmärkte maßgeblich mitsteuern. Die EZB hat die Segel in Richtung der ersten Zinssenkung bereits gehisst und den Leitzins erstmals seit dem Inflationsschub gesenkt. Die erste Zinssenkung der Fed erwarten die Märkte auch noch in diesem Jahr.
Wir freuen uns, Ihnen mit unserem Marktausblick Q3 2024 einen Einblick in unseren Maschinenraum zu geben und gemeinsam den Kurs für das zweite Halbjahr abzustecken.
ZUSAMMENFASSUNG
RÜCKBLICK Q2
- Im abgelaufenen Quartal zeigten sich die Inflationsdaten aus Europa und den USA uneinheitlich. Zwar sanken beide im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, jedoch zeigen die letzten beiden Monate, dass die Inflation in Europa ins Stocken gerät. In den USA hingegen fiel diese im Q2 – jedoch auch nur minimal.
- Das Auftaktquartal war sehr erfreulich für die Investoren. So stiegen die Aktienindices in den großen Industriestaaten nahezu im Gleichschritt auf neue Rekordstände und beendeten das erste Quartal auch in der Nähe dieser.
- Anleihen mit langer Restlaufzeit verloren nochmals an Kurswert. Entsprechend stieg das Renditenivau wiederholt an
AUSBLICK Q3
- Für das angelaufene dritte Quartal erwarten wir für Europa ein leichtes Wachstum. Grund hierfür ist die Erholung der Nachfrage nach industriellen Gütern. Die USA zeigen weiterhin eine starke Wirtschaftsleistung. Erwartet wird ein annualisiertes Wirtschaftswachstum von gut 3%.
- Wichtigste Einflussfaktoren für den weiteren Verlauf der Aktien- und Anleihemärkte sind zum einen die Geldpolitik der Notenbanken sowie der gerade begonnene Wahlkampf um die US-Präsidentschaft. Aber auch der Ukraine-Konflikt könnte die Märkte nochmals beeinflussen.
- Gold bleibt für uns ein langfristiges Basisinvestment im Bereich der Rohstoffe.
KONJUNKTUR & GEOPOLITIK
RÜCKBLICK Q2
- Im abgelaufenen Quartal zeigten sich die Inflationsdaten aus Europa und den USA uneinheitlich. Zwar sanken beide im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, jedoch zeigen die letzten beiden Monate, dass die Inflation in Europa ins Stocken gerät. In den USA hingegen fiel diese im Q2 – jedoch auch nur minimal.
- Die aktuellen Inflationsdaten betragen für die USA 3,3% sowie 2,6% in der Eurozone. Klar ist, dass die Bekämpfung der Inflation weder in den USA noch in Europa bereits abgeschlossen ist.
- Positiv überraschen konnte weiterhin die Wirtschaftsleistung der USA. Für das Q2 liegt die Erwartung auf Grundlage des GDPNow (Atlanta Fed) bei einem realen Wachstum von starken 3,0%.
AUSBLICK Q3
- Die beiden wichtigsten Themen aus der volkswirtschaftlichen Sicht bleiben die Entwicklungen der Inflationsraten sowie der Konjunktur.
- Für das angelaufene dritte Quartal erwarten wir für Europa ein leichtes Wachstum. Grund hierfür ist die Erholung der Nachfrage nach industriellen Gütern.
- Wichtig ist, dass sich die Inflationsraten nicht aus ihrer Verankerung lösen. Hier achten wir u.a. auf die sog. Breakeven-Inflationsrate. Am Beispiel des amerikanischen Verlaufs lässt sich erkennen, dass sich der Anstieg zum Ende des Q2 in Q3 nicht fortgesetzt hat.
Die sogenannte Breakeven-Inflationsrate ist ein sehr guter Indikator für die Entwicklung der Inflation. Sie zeigt die Differenz zwischen der Rendite nominaler US-Staatsanleihen vs. inflationsgeschützter US-Anleihen (beide 5-jährig).
GELDPOLITIK
RÜCKBLICK Q2
- Wie erwartet hat die US-Notenbank Fed auf ihrer Sitzung im März von einer Zinserhöhung abgesehen. Sie beließ die Zinsspanne bei 5,25% – 5,50%.
- Die EZB hingegen läutete den Zinssenkungspfad ein und senke ihren Leitzins um 0,25%-Punkte auf nun 4,25%.
- Die Bank of England wiederum ließ ihren Leitzins ebenso wie die Fed unverändert bei 5,25%.
- Auffällig ist das Verhalten der japanischen Notenbank. Sie versuchte bereits zweimal, sich gegen die anhaltende Yen-Abwertung zu stemmen. Bislang bleibt dieses Unterfangen erfolglos. Der Yen verliert allein in diesem Jahr gut 13% gegenüber dem USD an Wert.
AUSBLICK Q3
- Die Fed hat in ihrer letzten Pressekonferenz deutlich gemacht, dass sie datenabhängig über die nächsten Schritte entscheiden wird. Gleichzeitig hat Jerome Powell erste Zinssenkungen quasi verkündet. Wir gehen davon aus, dass der erste Schritt nicht im Juli, sondern frühestens im September erfolgen wird.
- Nachdem die EZB nun vor der Fed die Zinsen gesenkt hat, wird sie zunächst pausieren. Eine Juli-Senkung ist daher unwahrscheinlich. Vielmehr erwarten wir den nächsten Schritt erst parallel zur ersten Fed-Senkung.
- Klar ist, dass trotz des begonnenen Prozesses die Leitzinsen höher bleiben werden, als vor der Pandemie. Hauptgrund ist, dass die Inflation perspektivisch höher sein wird, als in den letzten zehn Jahren.
AKTIEN
RÜCKBLICK Q2
- Die ersten sechs Monate endeten sehr erfreulich für die Aktienmärkte. Der S&P 500 stieg zum Halbjahresschluss um ca. 14%. Angetrieben wurde er hauptsächlich durch den starken Anstieg der Technologiewerte. Insbesondere die Halbleiterhersteller konnten durch die Wachstumsphantasie im Bereich der Künstlichen Intelligenz stark profitieren.
- Gleichzeitig fällt auf, dass der Dow Jones als Spiegelbild der “Old Economy” lediglich um 4% zulegen konnte. Noch schwächer war der Russell 2000, der die Entwicklung der Smal-Caps darstellt. Er blieb nahezu unverändert zum Jahresstart.
- Die europäischen Indices konnten einmal mehr nicht mit dem US-Markt mithalten. Der Hauptgrund hierfür liegt in der Entwicklung des französischen Leitindex CAC-40. Durch die Auflösung des französischen Parlaments durch Staatspräsident Macron und die Sorge um einen politischen Rechtsruck, geriet der Index stark unter Druck. Zum Halbjahresende war die Performance sogar leicht negativ. Der DAX schaffte ein solides Plus von 8%.
- Neben den starken Techologiewerten waren mit Novo-Nordisk (Dänemark) und Eli Lilly (USA) zwei Werte aus der Gesunheitsbranche besonders gefragt. Mit der sog. “Abnehmspritze” wird im Pharmabereich ein komplett neuer Markt erschlossen. Hier sieht die Branche ein sehr hohes Wachstumspotential über das nächste Jahrzehnt hinaus.
AUSBLICK Q3
- Für das dritte Quartal erwarten wir einen etwas “schwankungsintensiveren” Verlauf an den Aktienmärkten.
- Saisonal sind die Sommermonate eher von Gewinnmitnahmen geprägt. Auch die Wahlen in Frankreich und Großbritannien könnten für einen holprigen Start in das Quartal sorgen.
- Ab September werden die wichtigsten Einflussfaktoren zum einen die Geldpolitik der Notenbanken sowie der Wahlkampf um die US-Präsidentschaft sein. Aber auch der Ukraine-Konflikt könnte die Märkte nochmals beeinflussen.
- Für weiterhin interessant halten wir klassische Dividendenwerte. Durch den starken und schnellen Zinsanstieg sind Anleihen zum Konkurrenten von Dividendenpapieren geworden. Anleger sollten jedoch u.E. im Blick behalten, dass Dividendenrenditen deutlich geringer schwanken als Anleiherenditen. Zudem erwarten wir eine Steigerung der Ausschüttungsquoten. Denn diese liegen weiterhin noch unter dem Vor-COVID-Niveau.
- Last but not least, sehen wir Chancen für die Schwellenländer (Emerging Marktes). Klar ist, dass eine wirtschaftliche Erholung in China von großem Vorteil wäre. Gleichzeitig haben viele Länder früher als die großen Industriestaaten auf den Inflationsschub reagiert und haben nun teils deutlich mehr Spielraum, um die Wirtschaft zu unterstützen.
- Indes ist die Bewertung amerikanischer Aktien in Bezug auf den S&P500 wieder deutlich angestiegen. Nur zweimal in den letzten Jahrzehnten waren Aktien höher bewertet als heute (siehe Shiller KGV).
Nur zweimal in den letzten Jahrzehnten waren Aktien höher bewertet als heute. Am besten kann man das am Shiller Kurs-Gewinn-Verhältnis sehen.
ANLEIHEN
RÜCKBLICK Q2
- Der Anleihebereich konnte im ersten Halbjahr keine nennenswerten Kurszuwächse verbuchen. Denn sowohl die amerikanischen als auch die europäischen Renditen stiegen sowohl im kurz- als auch im langfristigen Bereich erneut an.
- Grund hierfür waren die zwar gesunkenen, aber immer noch zu hohen Inflationsdaten gepaart mit weiterhin robusten Konjunkturdaten.
- Staatsanleihen aus den USA rentieren nun im 10-Jahresbereich bei 4,40%. Das deutsche Pendant rentiert bei ca. 2,50%.
- Offensivere Rentenpapiere wie z.B. Nachranganleihen und High Yield-Anleihen konnten hingegen Zugewinne verzeichnen. Hier liegen die laufenden Renditen bei über 6% p.a..
- Im Währungsbereich gewann der US-Dollar an Wert. Er legte seit Jahresbeginn um 2,65% gegenüber dem Euro zu. Das Währungspaar notiert EUR/USD bei ca. 1,08.
- Interessant war die Entwicklung der Risikoaufschläge für französische Staatsanleihen. Dieser stieg auf ein Hoch seit 2017 an. Verglichen wird hier mit dem (Bonitäts)-Europameister Deutschland.
AUSBLICK Q3
- Nachdem der Zinssenkungszyklus der EZB begonnen hat, wird die Fed wahrscheinlich im September damit beginnen.
- Die viel beachtete Zinsdifferenz zwischen 2-Jährigen und 10-jährigen US-Staatsanleihen hat ihr Maximum u.E. hinter sich. Die Renditedifferenz hat sich bereits spürbar eingeengt.
- Zu beachten ist, dass mit dem Ende der inversen Zinsstruktur eine Rezession wahrscheinlicher wird. Da wir diese kurzfristig nicht erwarten, gehen wir davon aus, dass uns das aktuelle Niveau der Zinsstruktur noch einige Zeit begleiten wird.
- Wir erwarten, dass die Kombination aus der Investition in zum einen sehr kurzlaufende Anleihen und zum anderen in Anleihen mit Laufzeiten > 7 Jahren das höchste Chance-Risiko-Verhältnis aufweist.
- Für die Entwicklung der Unternehmensanleihen wird entscheidend sein, ob es zum Ende in den nächsten Monaten eine wirtschaftliche Verlangsamung gibt. Wir sehen hier das beste Chance-Risiko-Verhältnis im Bereich der Unternehmensanleihen guter Bonität und kurzer bis mittlerer Laufzeit.
- Ein Übergewicht an langlaufenden Anleihen dürfte dann wieder interessant werden, sofern die Renditen in diesem Bereich nochmals steigen sollten.
EDELMETALLE & ROHSTOFFE
RÜCKBLICK Q2
- Der Goldpreis konnte im ersten Halbjahr deutlich zulegen. Gemessen in USD waren es 12,8%; in Euro sogar über 16%
- Auch der Silberpreis konnte in USD um ca. 22% zulegen.
- Die Ölpreise profitierten von einer weiterhin robusten konjunkturellen Lage in den USA sowie die weiterhin reduzierten Förderraten Saudi-Arabiens. Die Sorten Brent und WTI legten um gut 15% zu.
AUSBLICK Q3
- Insgesamt wird das zweite Quartal eine hohe Schwankung an den Rohstoffmärkten hervorbringen. Zu stark ausgeprägt sind die gegensätzlichen Erwartungshaltungen für die künftige Entwicklung in der Zins- und Konjunkturprognose.
- Der Ölpreis wird maßgeblich von der weiteren konjunkturellen Entwicklung sowie von möglichen Verschärfungen politischer Unruhen geprägt sein.
- Gold sollte weiterhin fester Bestandteil bei der Vermögensallokation sein. Wir erwarten, dass Gold langfristig den Kaufkraftverlust durch die Inflation überkompensieren wird.
TOTAL RETURN
RÜCKBLICK Q2
- Auch die Anlageklasse Total Return zeigte eine erfreuliche Entwicklung seit Jahresstart.
- Der Bereich der Prämienstrategie gewann aufgrund der gesunkenen Volatilität und gleichzeitig gestiegenen Aktienmärkten.
- Zwei Investments aus dem Bereich Muli-Assets wurden verkauft und in ein geldmarktnahes Investment getauscht.
- Durch diese Umschichtung wurde das Portfolio noch transparenter aufgestellt, bei gleichzeitig verringerter Volatilität.
AUSBLICK Q3
- Mit der aktuellen Aufstellung verfolgen wir weiterhin das Ziel eines deutlich gemilderten Risikos im Vergleich zu Aktienanlagen bei gleichzeitiger Chance auf Überrenditen im Verhältnis eines klassischen Anleiheportfolios.
- Bei eventuellen Marktrückgängen ergeben sich erhebliche antizyklische Investitionsmöglichkeiten im Bereich der Prämienstrategien.
- Durch das weiterhin hohe Zinsniveau profitiert die Anlageklasse ähnlich wie ein klassisches Rentenportfolio von der Erzielung laufender Erträge.