Big Tech ist zurück – „Nur weil eine Aktie stark gefallen ist, muss sie noch nicht preiswert sein!“

Big Tech ist zurück – „Nur weil eine Aktie stark gefallen ist, muss sie noch nicht preiswert sein!“

Veröffentlicht als Gastkommentar (13. April 2022) bei

Oliver Zastrow arbeitet als Direktor beim unabhängigen Vermögensverwalter Albrecht, Kitta & Co. in Hamburg.

Hohe Inflationsraten, Rezessionssorgen und der Krieg in der Ukraine – die Rahmenbedingungen an den Aktienmärkten haben sich in den vergangenen Monaten rasant geändert. Oliver Zastrow von Albrecht, Kitta & Co. setzt in diesen stürmischen Zeiten auf große Tech-Werte und erklärt warum.

Die Erwartung steigender Zinsen spricht bekanntermaßen eigentlich gegen Wachstumstitel, die häufig hoch verschuldet sind und erst in Zukunft Gewinne erwirtschaften. Dazu zählen auch zahlreiche Technologie-Unternehmen. Tatsächlich haben viele stark wachsende Tech-Werte auf Sicht eines Jahres 40, zum Teil sogar 50 Prozent an Wert verloren.


Der Ark Innovation ETF spiegelt wie kaum ein anderes Investment diese Entwicklung wider. Der Technologie-Fonds von Cathie Wood, der fast ausschließlich auf wachstumsstarke Unternehmen mit disruptiven Geschäftsmodellen setzt, hat in den zurückliegenden zwölf Monaten fast die Hälfte seines Werts verloren. Seit dem Hoch im Februar 2021 beläuft sich das Minus sogar auf rund 60 Prozent. 7

Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Aktien wie Amazon, Alphabet oder Apple notieren nur wenig entfernt von ihren Allzeithochs. Dasselbe gilt für Microsoft und Tesla. Diese Big Techs unterscheiden sich in wesentlichen Punkten von anderen Unternehmen aus der Technologiebranche, vor allem von denen aus der zweiten und dritten Reihe.


Hohe Preissetzungsmacht


Der vielleicht wichtigste Unterschied liegt in der Fähigkeit, höhere Kosten für Rohmaterialien, Vorprodukte und zuletzt auch für Löhne an die Kunden weiterreichen zu können. Die Apple-Jünger haben noch nie die Smartphones und Macs der Kalifornier gekauft, weil diese besonders preiswert waren, sondern weil diese als modern und hip gelten. Vereinfacht ausgedrückt kommt es da beim Kauf nicht auf einen Hunderter mehr oder weniger an. Und an den neuen Software-Programmen von Microsoft kommt kaum jemand vorbei, unabhängig vom Preis.

Deutlich anfälliger sind Geschäftsmodelle, die maßgeblich auf den Einnahmen für Werbung basieren. Das gilt beispielsweise für die Facebook-Mutter Meta Platforms. Die Aktie notiert trotz ihrer jüngsten Erholung noch ein gutes Drittel tiefer als bei ihrem Hoch Anfang September 2021.


Es gibt noch einen weiteren entscheidenden Punkt bei der Differenzierung. Amazon, Alphabet oder Microsoft sind sehr viel breiter aufgestellt als die allermeisten kleineren und mittelgroßen Tech-Unternehmen. Damit zeigen sie sich deutlich widerstandsfähiger gegen eine mögliche Rezession als Small- und Mid-Caps, die mit einem viel schmaleren Angebot an Produkten und Dienstleistungen sehr viel stärker vom Konsum abhängig sind. Amazon und Microsoft verdienen außer mit ihrem angestammten Geschäft auch noch mit Cloud-Angeboten gutes Geld.

Außerdem sitzen viele der Big Techs auf großen Mengen von Barmitteln und erwirtschaften hohe Cashflows. Das macht sie sehr viel weniger anfällig für steigende Zinsen als die Unternehmen aus der zweiten und dritten Reihe.

Big is beautiful


Generell bevorzugen Anleger in unsicheren Zeiten eher große statt kleiner Werte, schon weil die sich bei Bedarf schneller liquidieren lassen. Auch dieser Punkt spricht im derzeitigen Marktumfeld für die Big Techs. Allerdings waren die Kursrückgänge in den vergangenen Monaten bei den Titeln aus der zweiten und dritten Reihe so stark, dass sich hier selektiv schon wieder Einstiegsmöglichkeiten bieten.


Das gilt vor allem für Unternehmen, die über Techniken und Geschäftsmodelle verfügen, die Bereiche oder ganze Branchen nachhaltig verändern können. Aufgrund der geplanten und sicherlich notwendigen Abkoppelung von russischen Gas- und Ölimporten sind diese teilweise im Bereich Erneuerbare Energien zu finden. Denn mittel- bis langfristig wollen Deutschland und Co. nicht nur unabhängig von Russland werden, sondern auch vor anderen politisch nicht unbedingt stabilen oder zuverlässigen Ländern, die ebenfalls nennenswerte Mengen an fossilen Energierohstoffen liefern.


Ein zweiter Bereich, wo eher kleine und mittelgroße Tech-Unternehmen dominieren und wo weiter hohes Wachstum zu erwarten ist, ist die Cybersecurity. Denn die schrecklichen Ereignisse in der Ukraine zeigen, dass Kriege im 22sten Jahrhundert zunehmend hybrid geführt werden, also mit Waffen vor Ort und in der digitalen Welt. Anleger sollten aber auch hier nicht nur nach aussichtsreichen Geschäftsmodellen die Augen offenhalten, sondern auch die Bewertungen im Blick haben. Denn nur weil eine Aktie stark gefallen ist, muss sich noch nicht preiswert sein.


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