Wasserstoff-Investments: Chancen und Grenzen der Zukunftstechnologie

Wasserstoff-Investments: Chancen und Grenzen der Zukunftstechnologie

Die angestrebte Dekarbonisierung der Welt braucht Wasserstoff, meint Michael Wittek. Allerdings handelt es sich bislang um eine Zukunftstechnologie. Welche Grenzen noch überwunden werden müssen und wo das Potenzial von Wasserstoff-Investments liegt, fasst unser Portfoliomanagement Direktor hier zusammen.

Bei Wasserstoff handelt es sich um einen Energieträger, mit dem sich grundsätzlich der CO2-Fußabdruck großer Industrien und des Mobilitätssektors stark verkleinern oder sogar ganz beseitigen lässt. Wasserstoff lässt sich speichern, transportieren und vielseitig einsetzen. Perspektivisch soll H2 einmal Erdgas ablösen.

Zum Beispiel bei der Herstellung von Stahl. Hier kann Wasserstoff eine Produktion von grünem Stahl ermöglichen. Die Nachfrage ist schon heute trotz höherer Preise als für herkömmlichen Stahl durchaus vorhanden. Ähnliches gilt für die chemische Industrie. Wasserstoff ist außerdem für die längerfristige Speicherung von Energie geeignet. Zukünftig könnte beispielsweise überschüssiger Solarstrom aus ertragreichen Sommermonaten im Herbst oder Winter eingesetzt werden.

Moderne Gaskraftwerke lassen sich zudem auf Wasserstoff umstellen. Auch im Bereich Mobilität verfügt das chemische Element über ein erhebliches Potenzial. Damit ließen sich perspektivisch beispielsweise Schiffe, Züge oder sogar Flugzeuge klimaneutral antreiben. Lkws mit Wasserstoffantrieb, also einer Brennstoffzelle, gibt es bereits heute. In Nürnberg soll demnächst ein Pilotprojekt starten, bei dem Wasserstoff-Lkws die dort ansässigen Märkte der Drogeriekette DM beliefern.

Die Grenzen: Rund 40 Prozent der verwendeten Energie gehen bei grünem Wasserstoff verloren

Für kleinere Fahrzeuge ist allerdings ein Elektromotor aufgrund der deutlich höheren Energieeffizienz technologisch besser geeignet. Dasselbe gilt für die kurzfristige Speicherung von Strom. Denn bei der Herstellung durch Elektrolyse gehen bei grünem Wasserstoff rund 40 Prozent der verwendeten Energie verloren. Da ist die direkte Nutzung des Stroms beispielsweise für E-Autos, stationäre Batteriespeicher oder Wärmepumpen effizienter. Dennoch gibt es so viele Anwendungsbereiche, dass auf absehbare Zeit die Nachfrage höher als das Angebot ausfallen dürfte.

Unter Klimaaspekten ergibt Wasserstoff nur dann Sinn, wenn er per Elektrolyse mit erneuerbarer Energie und nicht mit Erdgas hergestellt wird. Daher sollten Anleger Wasserstoff-Investments nicht isoliert betrachten. So sind künftig enorme Mengen an grünem Strom notwendig, um Wasserstoff umweltfreundlich, also ohne CO2-Emissionen, herzustellen. Daher bietet sich eine Produktion vor allem in sonnenreichen Regionen der Welt wie in Namibia an. Das Land ist in etwa doppelt so groß wie Deutschland, aber mit 2,6 Millionen Einwohnern extrem dünn besiedelt und eignet sich somit glänzend für große Solarparks.

In dem Land im Süden Afrikas soll ab 2027 im großen Stil Wasserstoff produziert, anschließend in Ammoniak umgewandelt und dann per Schiff nach Deutschland transportiert werden. Hier ist dann ein Einsatz in der chemischen Industrie und zur Herstellung von Dünger geplant. Der Energiekonzern RWE hat bereits eine Absichtserklärung unterzeichnet, das grüne Ammoniak abzunehmen und bis 2026 ein Terminal in Brunsbüttel zu bauen, um die Ware zu löschen.

Wasserstoff-Investments: So groß ist das Potenzial für Anleger

Wie groß das Potenzial von Wasserstoff aus Sicht der Anleger ist, zeigt Sunfire. Das Dresdner Start-up baut Elektrolyseure, die aus Wasser mit erneuerbarer Energie Wasserstoff produzieren. Laut Dealroom hat Sunfire von Investoren bereits 234 Millionen Dollar eingesammelt. Das ist der höchste Betrag potenzieller Einhörner aus Deutschland nach 1Komma5°.

Investoren, die auf das Zukunftsthema Wasserstoff setzen möchten, sollten unbedingt die Regulatorik beachten. So wollen die USA mit dem Inflation Reduction Act, bei dem es sich in erster Linie um ein milliardenschweres Subventionspaket für die grüne Industrie handelt, die Herstellung von Wasserstoff mit drei Dollar pro Kilogramm fördern. Dadurch dürften sich auch verschiedene – eigentlich unwirtschaftliche – Projekte rechnen. Europa geht den umgekehrten Weg und bepreist die Emission von CO2. Auch das dürfte das Thema Wasserstoff unterstützen.

Grundsätzlich bietet es sich an, entsprechende Investments breit zu streuen. Denn bei den börsennotierten Unternehmen aus dem Bereich Wasserstoff handelt es sich zum überwiegenden Teil um Nebenwerte, die zwischenzeitlich gehypt und dann wieder abgestraft wurden. Auch wenn es sich bei Wasserstoff ohne Frage um ein Zukunftsthema handelt, ist es kein Selbstläufer.

Schließlich ist anzuraten, die gesamte Wertschöpfungskette im Blick zu haben. Neben den Produzenten von Wasserstoff selbst können auch die Hersteller von Elektrolyseuren, grünem Strom oder Infrastrukturunternehmen für Wasserstoff-Investments interessant sein.

Mit unserem Wasserstoff Technologie Index haben wir unsere Theorie in die Praxis umgesetzt:
Mehr erfahren

Michael Wittek leitet das Portfoliomanagement bei Albrecht, Kitta & Co. und ist für die Anlegestrategie der Vermögensverwaltung verantwortlich.

Diese Publikation dient nur zu Informationszwecken und zur Nutzung durch den Empfänger. Sie stellt weder ein Angebot noch eine Aufforderung seitens oder im Auftrag der Albrecht, Kitta & Co. Vermögensverwaltung GmbH zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder Investmentfonds dar. Die in der vorliegenden Publikation enthaltenen Informationen wurden aus Quellen zusammengetragen, die als zuverlässig gelten. Die Albrecht, Kitta & Co. Vermögensverwaltung GmbH gibt jedoch keine Gewähr hinsichtlich deren Zuverlässigkeit und Vollständigkeit und lehnt jede Haftung für Verluste ab, die sich aus der Verwendung dieser Information ergeben.