Klimaneutral in 4 Schritten

Klimaneutral in 4 Schritten

Das Ziel der Klimaneutralität hat in den letzten 2 Jahren einiges an Momentum gewonnen (Quelle: Google Trends). Unter Unternehmern wurde die Frage „Und? Seid ihr schon klimaneutral?” fast ein Äquivalent zu „Bist du schon geimpft?” oder „Heizt du schon?”. Das zeigen auch aktuelle Umfragen, die ergaben, dass jedes 2. deutsche Unternehmen zukünftig den Schritt zur Klimaneutralität anstrebt (Quelle: Bitkom 2020).

Eine allgemein gültige Definition, was „klimaneutral“ im Detail bedeutet, gibt es bis heute noch nicht (Stand: 17.11.2022). Generell werden darunter jedoch Handlungen verstanden, die in sich oder in Kombination „das Klima weder positiv noch negativ” (Quelle: Duden) beeinflussen. In anderen Worten: Klimaneutrale Handlungen produzieren (in Summe) keine zusätzlichen klimaschädlichen Gase, die unsere Atmosphäre belasten (net-zero).

Vorsicht vor Greenwashing…

Klingt einfach? Ist es aber nicht. Nach einem skeptischen Blick durch die „Greenwashing-Brille“ versteht man schnell, wieso die Idee der Klimaneutralität einiges an Kritik erntet: zu attraktiv ist die Möglichkeit bestehende Emissionen nicht zu reduzieren, sondern einfach mithilfe von „Klimaschutzzertifikaten“ zu kompensieren.

Das Problem: die Neutralisation passiert nicht von heute auf morgen, während die Treibhausgase in Echtzeit ausgestoßen werden. Sich nur auf teure Zertifikate zu verlassen, trägt somit nur sehr langfristig zu einer Verbesserung bei und diese Zeit haben wir nicht.

Aus diesem Grund machen es sich Unternehmen, wie CarbonStack oder Fokus Zukunft, zur Aufgabe, über die richtige Verwendung von Klimazertifikaten aufzuklären. CarbonStack dokumentiert beispielsweise die entstehenden Ansprüche (Credits) transparent auf einer Blockchain:

Gerade bei Klimazertifikaten, die lediglich zukünftige Klimawirkungen versprechen, droht die Gefahr des Greenwashings. Insbesondere bei Waldprojekten können die messbaren Effekte bis zu 30 Jahre in der Zukunft liegen. Diese Zeitdifferenz sollte man bei der Wahl einer Kompensationsmaßnahme berücksichtigen.

Julian Kakarott, GF von CarbonStack

Zudem stehen Klimazertifikate, die an Solar- oder Windparkprojekte gebunden sind, aktuell stark in der Kritik (siehe Bloomberg). Der Grund: Viele Kompensationsgeschäfte für erneuerbare Energien entstanden zu einem Zeitpunkt, als sich die Solar- und Windenergie in den meisten Ländern sowieso als günstigste Energiequelle etablierte.

Kurz gesagt: es ist alles komplexer als gedacht, aber die Grundidee ist definitiv sinnvoll.

Wie kann man als Unternehmen also bestmöglich mit Klimazertifikaten zu dem 1,5°C Ziel beitragen?

Step 1: So viel reduzieren, wie möglich!

Der erste Schritt ist in der Theorie ganz einfach: wir müssen als Unternehmen (und idealerweise auch privat) unsere Emissionen bestmöglich vermeiden oder reduzieren. Denn selbst mit hochwertigen Zertifikaten, wird uns die alleinige Neutralisierung der produzierten Emissionen nicht ans Ziel führen.

Dafür hilft es vorab die eigenen Emissionen erstmal zu identifizieren. Wir haben uns für eine umfassende Hochrechnung von Fokus Zukunft professionell beraten lassen. So konnten wir sicherstellen, keine Posten zu vergessen und unseren CO₂-Fußabdruck auf Basis des weltweit anerkannten Greenhouse Gas Protocols berechnen zu lassen (sehr wichtig für einen aussagekräftigen Gesamtwert).

Danach haben wir Reduktionspotenziale identifiziert und Maßnahmen gesammelt, wie wir mittel- und langfristig unseren Fußabdruck weiter reduzieren können – dazu später mehr (siehe Step 4). Kurzfristig haben wir vor der finalen Berechnung folgende Projekte umgesetzt:

  • Upgrade auf einen neuen Server mit besserer Energieeffizienz
  • Ersatz des ersten Firmenwagens (1/3) durch Job-Rad
  • Start des Projektes „100% Papierfrei”
    ➡️ Einführung der ak.Postbox mit dem Ziel das digitale, papierfreie Kundenreporting zu etablieren
    ➡️ interne Drucke auf das Nötigste runterfahren
    ➡️ Schwarz-weiße, doppelseitige Drucke als Standard-Einstellung
  • Besondere Berücksichtigung der Energieeffizienz bei der damals anstehenden Aktualisierung & Ergänzung unseres IT-Setups (Bildschirme, Desktops & Laptops)

Das Ergebnis der anschließenden Berechnungen unserer Restemissionen hat folgende Eckdaten ergeben:

Restemissionen nach der Berechnung für das Ziel klimapositiv zu werden
Jährliche Restemissionen von 26,1 Tonnen CO2e pro Jahr, die kompensiert werden müssen, um klimapositiv zu werden

Mit ca. 26t /Jahr liegen wir laut Fokus Zukunft im niedrigen Bereich. An dieser Stelle ist uns wichtig zu betonen, dass wir zu den dienstleistenden Unternehmen gehören und selbstverständlich weniger Emissionen verursachen, als produzierende Unternehmen. Trotzdem haben wir uns 2016 dazu entschieden den Schritt zur Klimaneutralität zu gehen. Ganz im Sinne von: Kleinvieh macht auch Mist!

Step 2: Mit hochwertigen Zertifikaten zur Klimaneutralität

Die eigenen Emissionsquellen wurden identifiziert, weitestgehend eliminiert oder reduziert – dann kommt jetzt der zweite Schritt: Die Neutralisierung der Restemissionen. Weder Unternehmen, noch Privatpersonen können ihre Treibhausgasemissionen komplett vermeiden. Deshalb kann das Ziel der Klimaneutralität aktuell nur durch eine Kompensation an anderer Stelle erreicht werden. Laut Fokus Zukunft ist der CO2e-Ausgleich über hochwertige Zertifikate, unter den aktuell verfügbaren Möglichkeiten, die effektivste Strategie.

Zurück in die Praxis: Zum Zeitpunkt der Berechnung lagen unsere Restemissionen bei ca. 26 Tonnen pro Jahr. Zum Vergleich: In Deutschland verursacht eine Person pro Jahr ca. 11 Tonnen Treibhausgase in CO₂-Äquivalenten (CO₂e) (Stand 2021). Für die Kompensation mussten wir also sicherstellen, dass mindestens 26,1 Tonnen an einem anderen Ort gespeichert oder eingespart werden.

Für die Erde spielt es keine Rolle, wo Treibhausgase ausgestoßen und wo sie kompensiert werden. Vor diesem Hintergrund erklärte uns Peter Friess (der Gründer von Fokus Zukunft), dass sie deshalb weltweite Klimaschutzprojekte empfehlen, die an den Orten umgesetzt werden, wo sie am wirtschaftlichsten sind und den größten sozialen & ökologischen Impact haben.

Wir haben uns gemeinsam für ein Aufforstungsprojekt in Uruguay entschieden – eine sogenannten “nature-based solution” (NBS). Uns hat überzeugt, dass die 21.298 ha Land vorher für die sehr CO₂e-intensive Rinderzucht genutzt wurden und durch die nachhaltige Bewirtschaftung jetzt Kohlendioxid aus der Atmosphäre entfernen und speichern:

Die Wälder basieren hauptsächlich auf Eucalyptus grandis Plantagen […], die mit Schnitt und zwei bis drei Ausdünnungsarbeiten bewirtschaftet werden, um Stämme mit hohem Durchmesser zu erhalten […]. Die Praktiken sind mit dem FSC-Standard für nachhaltige Forstwirtschaft kompatibel.

Fokus Zukunft

Das hört sich nach einer klaren “Win-Win-Situation” an. Doch woher wussten wir, dass die generierten Klimazertifikate auch wirklich hochwertig sind? Am liebsten wären wir natürlich selber zu dem Projekt nach Uruguay geflogen und hätten uns selber ein Bild gemacht. Zum Glück gibt es aber eine deutlich klimafreundlichere Lösung: International anerkannte Siegel.

Laut Fokus Zukunft sollte man bei der Wahl eines Zertifikats besonders nach einer der folgenden Akkreditierungen Ausschau halten:

Diese Siegel werden durch unabhängige Prüfinstanzen (z.B. den TÜV) bescheinigt und garantieren so die versprochenen CO₂e-Einsparungen. Zudem wird sichergestellt, dass „neben der Klimawirkung auch weitere UN-Nachhaltigkeitsziele unterstützt werden” (Fokus Zukunft).

Hier konnten wir uns über die Zertifizierung des Uruguay-Projekts informieren: Verified Carbon Standard

Step 3: So einfach wird man klimapositiv“ (bzw. klimaneutral)

Seit Ende 2019 ist ganz unten auf unserer Homepage eine neue Auszeichnung zu finden, die besagt, dass wir nicht nur ein „klimaneutrales“, sondern sogar ein „klimapositives” Unternehmen sind.

Über diese Bezeichnung lässt sich streiten, da wir natürlich nach wie vor unvermeidbare Emissionen produzieren und diese nur über Zertifikate ausgleichen. Der Schritt zur „Klimapositivität” bedeutet lediglich, dass mehr CO₂-Äquivalente eingespart, als ausgestoßen werden – ein wichtiger Schritt, um zu den Zielen des Pariser Klimaabkommens beizutragen.

Wir kompensieren seit 2019 die doppelte Menge unserer Restemissionen (53 Tonnen CO₂e). Deshalb dürfen wir uns seitdem offiziell mit der „klimapositiv“-Auszeichnung schmücken. Dieser dritte Schritt ist somit sehr schnell und unkompliziert umgesetzt, sobald die Vorarbeit für die Klimaneutralität geleistet wurde.

Nachtrag 2023

Fokus Zukunft hat sich nach der Veröffentlichung dieses Artikels von dem Label „Klimapositiv“ entfernt, da dies ohne Kontext z.T. für Verwirrungen gesorgt hat. Dies ändert nichts an dem beschriebenen Prozess des Emissionsausgleichs, sondern betrifft lediglich die Siegel-Bezeichnung. Wir können diesen Schritt sehr gut nachvollziehen und versuchen weiterhin unsere Restemissionen Stück für Stück zu verringern.

Step 4: Immer wieder neue Ziele setzen

Wie so oft, kommt das Beste zum Schluss. Denn einer der wichtigsten Schritte der eigenen Klimaschutz-Strategie ist es, nicht stehenzubleiben! Dafür setzen wir uns regelmäßig neue Ziele, die unser #akfüreinebessereWelt Team konstant überprüft und vorantreibt.

Dies ist der aktuelle Stand unserer Klimaziele (seit 2019):

Ende 2023 steht die nächste Berechnung unserer Restemissionen an, um sicherzustellen, dass die aktuelle Kompensationsmenge weiterhin ausreicht. Wir sind gespannt, wie sich die Home-Office-Regelungen und unser wachsendes Team auf unsere Klimabilanz ausgewirkt hat. Wir werden berichten…

Klar ist…

Emissionen einzusparen ist effektiver, als an anderer Stelle zu kompensieren und die Reduktion sollte stets an erster Stelle stehen. Trotzdem ist die Kompensation durch hochwertige Klimazertifikate aktuell eine der besten Optionen, um als Unternehmen zu den Zielen der deutschlandweiten Klimaneutralität bis 2045 sowie der europaweiten Klimaneutralität bis 2050 beizutragen.

Bei Fragen oder Anregungen freuen wir uns über jeden Austausch!

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