Wer in der Corona-Krise gewinnt und wer verliert

Wer in der Corona-Krise gewinnt und wer verliert

Veröffentlicht als Gastkommentar (01. April 2020) bei

RESISTENT UND NICHT SO RESISTENT

Wer in der Corona-Krise gewinnt und wer verliert

Schon heute stellt sich die Frage, welche Aktiengesellschaften vergleichsweise stark oder schwer geschwächt aus der Krise hervorgehen werden, meint Oliver Zastrow, Vermögensverwalter bei Albrecht, Kitta & Co. Und er hat auch schon einen Eindruck, wer das sein könnte.


Länder wie Südkorea oder China machen Mut. Aus den Daten der Johns Hopkins University geht hervor, dass dort die Zahl der Infizierten nur noch langsam beziehungsweise gar nicht mehr steigt. Vielmehr gibt es täglich mehr Menschen, die nach einer Erkrankung wieder genesen sind. Auch Taiwan, Thailand und die Stadtstaaten Hongkong und Singapur haben die Lage offenbar im Griff.
Zwar lässt sich der zeitliche Verlauf der Corona-Epidemie wahrscheinlich nicht eins zu eins von Asien auf Europa oder die USA übertragen. Aber es spricht zumindest einiges dafür, dass sie auch hier zeitlich begrenzt ist.
Ein Lichtblick ist auch, dass die chinesische Wirtschaft bereits wieder angesprungen ist und es Nachholeffekte gibt. Die meisten Autohäuser haben in der Volksrepublik wieder geöffnet und vor allem die großen Konzerne fahren die Produktion hoch. Immerhin steuert das Reich der Mitte knapp 20 Prozent zum weltweiten Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei.
Aktuell lösen die USA Europa als Epizentrum der Pandemie ab. Es ist zu hoffen, dass es den westlichen Gesundheitssystemen gelingt, Covid-19 ähnlich wie in Asien einzudämmen.

Rezession kaum vermeidbar.

Obwohl sich der zeitliche Ablauf der Krise kaum abschätzen lässt, zeichnet sich schon heute ab, dass die Lungenkrankheit für einen immensen wirtschaftlichen Scherbenhaufen sorgen wird. Eine Rezession der Weltwirtschaft scheint unvermeidbar.
Außerdem kristallisiert sich heraus, dass es nach einer breiten Abstrafung aller Kernmärkte Unternehmen gibt, die besser und andere die sehr viel schlechter durch die Krise kommen. Somit stellt sich jetzt die Frage, welche Branchen, Sektoren und Regionen sich halbwegs resistent gegen Corona zeigen und welche besonders anfällig sind. Wie muss ein Unternehmen aufgestellt sein? Welche Geschäftsmodelle sind zukunftsweisend und welche Unterschiede gibt es zwischen Old und New Economy? Oder welche Rolle spielen Kapitalisierung, Größe oder Marktanteil? Auch wenn es an Visibilität derzeit noch mangelt, ein paar Antworten auf diese Fragen zeichnen sich schon jetzt ab.
Es ist festzustellen, dass die Aktienmärkte in China oder auch die Nasdaq erheblich weniger stark verloren haben als andere Börsen. Der Shanghai Composite notiert schon wieder fast auf Vorkrisenniveau und die amerikanische Technologiebörse schlägt sich mit einem Minus von 19 Prozent seit ihrem All Time High am 19. Februar im aktuellen Marktumfeld ziemlich wacker. Aber nicht nur zwischen verschiedenen Indizes auch unter den Branchen gibt es große Unterschiede hinsichtlich ihrer weiteren Aussichten.

Die Corona-resistenten Aktiengesellschaften

Es ist abzusehen, dass Firmen aus den Bereichen Biotechnologie und Pharma an Bedeutung gewinnen werden. Das gilt nicht nur für die Unternehmen, die aktuell an Wirk- und Impfstoffen gegen SARS-CoV-2 forschen. Generell wird der Healthcare-Sektor profitieren, da sich in der aktuellen Krise zeigt, wie wichtig die entsprechenden Firmen für die Gesundheit der Menschen sind.
Zu den Unternehmen, die halbwegs unbeschadet durch die Krise kommen, zählen voraussichtlich auch Hersteller von Basiskonsumgütern. Aktuell machen diese sogar gute Geschäfte, weil die Verbraucher Produkte wie Hygieneartikel oder länger haltbare Lebensmittel in größeren Mengen als sonst üblich bevorraten. Auch nach einem Ende der Krise dürfte der Bereich Basiskonsumgüter bei Anlegern aufgrund ihrer Konjunkturunabhängigkeit gefragt bleiben.
Schon heute profitieren Anbieter von IT-Lösungen für Videokonferenzen von der rasanten Zunahme von Homeoffice. Das dürfte längerfristig anhalten. Denn derzeit machen viele Menschen die Erfahrung, dass es auch ohne Präsenzmeetings geht. Homeoffice wird natürlich irgendwann (hoffentlich) wieder weniger, aber wohl kaum mehr auf das Vorkrisenniveau zurückgehen. Das wird auch vorgelagerten Firmen zugutekommen, also beispielsweise Kameraherstellern, Produzenten von Laptops oder Betreibern von Rechenzentren.
Schließlich hievt Corona digitalen Content auf ein wahrscheinlich dauerhaft höheres Niveau – zum Beispiel die Streamingdienste. Die FAANG-Aktien sind ebenfalls aussichtsreich.

Die Corona-anfälligen Firmen

Auf der anderen Seite gibt es Unternehmen, die nicht nur kurz-, sondern auch langfristig unter der Pandemie und ihren Folgen leiden werden. Es liegt auf der Hand, dass in einer Rezession weniger Öl und Industrierohstoffe gebraucht werden. Gold dürfte als krisenfeste Währung eine Sonderrolle spielen.
Düster sieht es zudem für die Fluggesellschaften aus. Viele Geschäftsreisende und Urlauber werden wohl auch nach einer Eindämmung der Pandemie die als Virenschleudern geltenden Flugzeuge meiden. Touristikunternehmen werden voraussichtlich ebenfalls längerfristig unter schweren Einbußen leiden. Wenn Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit zunehmen, müssen die Menschen sparen – auch am Urlaub.
Aus demselben Grund müssen auch die Hersteller diskretionärer Konsumgüter Einbußen mit einer niedrigeren Nachfrage rechnen. Verbraucher, die gerade ihren Job verloren haben, werden den Kauf eines neuen Autos oder von Luxusgütern verschieben (müssen).
Für Anleger gilt es, sich jetzt neu zu positionieren. Ein Abwarten bis zu einem absehbaren Ende der Krise könnte spürbar Rendite kosten.
 
Über den Autor:
Oliver Zastrow arbeitet als Direktor beim unabhängigen Vermögensverwalter Albrecht, Kitta & Co.
in Hamburg

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