BLICKWINKEL 2020 – Kapitel 6: ROHSTOFFE

BLICKWINKEL 2020 – Kapitel 6: ROHSTOFFE

Holger Knaup & Michael Wittek

SELEKTIV BEGRENZTES AUFWÄRTSPOTENZIAL

Die erwartete Aufhellung der weltwirtschaftlichen Lage bringt einen verbesserten Ausblick für konjunktursensitive Rohstoffe mit sich. Das gilt insbesondere für Industriemetalle. Da jedoch sowohl die globale Erholung als auch die Dynamik der chinesischen Wirtschaft moderat bleiben dürften, ist 2020 nur mit einer überschaubaren Aufwärtsbewegung zu rechnen.
Bei Öl ist zwar konjunkturbedingt eine Stabilisierung des Preisniveaus wahrscheinlich. Wegen des anhaltend hohen globalen Angebots und einer tendenziell stagnierenden Nachfrage aus China sind 2020 die Aussichten für spürbar höhere Ölpreise aber gering – auch, wenn sich die OPEC+ vorerst auf eine Förderkürzung geeinigt hat.

Preisentwicklung WTI und Brent in USD

Quelle: eigene Darstellung; MarketMap

Ein deutlicher Ölpreisanstieg könnte aus einer Eskalation der geopolitischen Lage im Nahen Osten resultieren. Dies ist zwar nicht Bestandteil unseres Basisszenarios, gehört aber zweifellos zu den geopolitischen Risiken des Jahrs 2020. Wegen der negativen Auswirkungen eines Ölpreisschocks auf die weltweite Konjunktur wäre aber auch dieser Anstieg nicht nachhaltig.
Für Öl ist der Ausblick 2020 aus fundamentaler Sicht neutral; als Folge geopolitischer Einflüsse könnten sich allerdings deutliche Aufwärtsrisiken entwickeln. Andere konjunktursensitive Rohstoffe dürften sich im skizzierten Szenario stabilisieren, jedoch ohne durchgreifende Erholung.

GOLD: ALS SACHWERT UND VERSICHERUNG WEITER GEFRAGT

Im Jahr 2019 führte der massive Renditerückgang bei Anleihen, vielfach bis tief in den negativen Bereich, zu einer steigenden relativen Attraktivität von Gold. Gleichzeitig erhöhte sich 2019 – vor dem Hintergrund zunehmender ökonomischer, politischer und finanzmarktbasierter Risiken – auch die Nachfrage strategischer Investoren nach Gold als „Safe Haven“-Anlage.
Die jüngste Korrektur am Rentenmarkt, ausgelöst von einer partiellen Aufhellung weltwirtschaftlicher Perspektiven und begleitet von abnehmender Risikoaversion vieler Investoren, führte zuletzt zu einer spürbaren Konsolidierung, die sich zunächst fortsetzen dürfte. Für das Gesamtjahr 2020 bietet Gold deshalb, zumindest aus heutiger Sicht, nur eingeschränkte Attraktivität.

Gold (Feinunze) in USD

Quelle: eigene Darstellung; MarketMap

Eine erneute Eskalation latenter Risiken oder ein deutlich verschärftes Szenario monetärer Verwässerung durch große Notenbanken könnten dem Edelmetall aber im Verlauf des Jahres 2020 neuen Auftrieb verleihen. Gold als Investment leidet vorerst unter dem Umfeld leicht steigender (Real-)Zinsen, tendenziellverbesserter Konjunkturerwartungen und gleichzeitig abnehmender Risikoaversion vieler Investoren.
Erhöhte Volatilität, temporäre Rückschläge undsogar ausgeprägte Korrekturen sind deshalb 2020 durchaus mögliche Szenarien. Dennoch bleibt die These, große Notenbanken könnten im nächsten Konjunkturabschwung zu noch stärkeren Maßnahmen gezwungen sein, ein valides Argument, um strategisch an Gold festzuhalten.

POLITISCHE UNSICHERHEITEN UND LATENTE „EVENT RISKS“

Im Vergleich zu 2019 – mit den komplexen Themen Iran, Brexit, Italien, Handelskrieg zwischen den USA und China – erscheinen geopolitische Risiken im kommenden Jahr leicht reduziert. Viele der genannten Probleme haben sich zwischenzeitlich entspannt oder in ihrer Bedeutung reduziert.
Dennoch bleibt die globale Lage volatil, nicht zuletzt als Folge des Risikofaktors „Trump“: Seine Regierung hat zwar ihre aggressive Handelspolitik zunächst abgemildert, nicht aber im Grundsatz beendet. Trump könnte zudem außenpolitische Themen gezielt verschärfen, um sich dem US-Wähler als starker Anführer zu präsentieren. Insbesondere die ungelösten Konflikte im Nahen Osten erzeugen anhaltende Unsicherheit und bergen, angesichts dergenerellen Unberechenbarkeit des US-Präsidenten, das Risiko plötzlicher Eskalation.
Generell dürfte die Wahrscheinlichkeit politisch motivierter Ereignisrisiken 2020 latent hoch bleiben, speziell mit Blick auf den „Risikofaktor USA“. Harte politische Konflikte sowie die Frage eines möglichen Regierungswechsels könnten intensive Neubewertungen und erratische Marktbewegungen auslösen.
Eine strategische Gold-Position als „Risiko-Hedge“ scheint vor dem generellen Hintergrund weiter angebracht. Wir gehen davon aus, dass die aktuelle Korrektur im Goldpreis nur ein Zwischenspiel ist, bevor Gold im kommenden Jahr wieder deutlich steigen. Auch die hohe, geopolitische Unsicherheit weltweit gepaart mit einem nur mäßigen Wirtschaftswachstum könnte das gelbe Metall im kommenden Jahr stützen. Zudem könnte eine anziehende Inflation ebenfalls den Goldpreis nach oben treiben, obwohl die US-Notenbank plant, die Zinsen längerfristig auf dem aktuellen, niedrigen Niveau zu stabilisieren.

KLAR IST:

Auch im Jahr 2020 werden die politischen Börsen lange Beine haben. Noch werden entsprechende Risiken wie Handelskonflikte, der Brexit, Hongkong oder der Nahe Osten weitestgehend ausgepreist. Doch wenn eins oder mehrere dieser Themen auf einmal wieder hochkochen, werden die Anleger erneut sichere Häfen ansteuern. Und die weltweit sicherste Währung ist nach wie vor Gold.

ERWARTE DAS UNERWARTETE:

Die Welt ändert sich tatsächlich wieder zum Besseren. Die USA schließen umfangreiche und einvernehmliche Handelsabkommen mit China und der EU, der Brexit erfolgt geordnet mit kaum spürbaren Folgen, die Lage in Hongkong entspannt sich und im Nahen Osten herrscht Frieden. Kurzum: Hinterm Horizont geht eine strahlende Sonne auf. Es gibt nur einen Verlierer und der heißt Gold.
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