Revolution in der Automobilbranche? Warum autonomes Fahren das nächste große Ding ist

Revolution in der Automobilbranche? Warum autonomes Fahren das nächste große Ding ist

veröffentlicht auf CapInside.com am 01.06.2021

In der Automobilbranche dominiert der Trend zu Elektromotoren die Schlagzeilen. Doch ein genauso großer Gamechanger ist autonomes Fahren, meint Holger Knaup vom Vermögensverwalter Albrecht, Kitta & Co.

Vollautonomes Fahren ist heute schon Realität. Im amerikanischen Bundesstaat Arizona chauffieren Robotaxis der Google-Schwester Waymo Kunden bereits auf einer Fläche von 250 Quadratkilometern durch die Gegend. Das entspricht ziemlich genau der Größe von Frankfurt am Main. Jetzt ist auch San Francisco an den Start gegangen.

Waymo gilt beim autonomen Fahren als technologisch führend. Das Unternehmen ging vor fünf Jahren aus dem Google Driverless Projekt hervor. Im vergangenen Jahr öffnete sich das Unternehmen auch externen Investoren und sammelte drei Milliarden Dollar ein. Damit emanzipiert sich Waymo ein Stück weit von der Schwester Google beziehungsweise von der Mutter Alphabet.

Waymo nutzt für seine großflächigen Tests Chrysler Pacifica, die es mit Kameras, Radar- und Lidar-Systemen ausstattet. Letztere sind im Prinzip Radar-Systeme, die mit Lasern arbeiten. Der gleichzeitige Einsatz von technologisch verschiedenen Erkennungssystemen ist notwendig, weil sie einzeln nicht unter allen Bedingungen voll funktionieren. Dunkelheit und schlechtes Wetter beeinflussen beispielsweise die Funktionsfähigkeit von Kameras. 

Hohe Kosten

Bislang sind vor allem die Lidar-Systeme sehr kostspielig und machen autonom fahrende Autos noch sehr teuer. In einem ersten Schritt wird sich daher die Technologie wahrscheinlich bei Taxis und Lastwagen rechnen. Denn hier bringt die Abschaffung des Fahrers die größte Kosteneinsparung. Wegen der hohen Kosten verzichtet übrigens Tesla auf den Einsatz von Lidar-Systemen, was dem E-Auto-Pionier aber auch heftige Kritik einbringt. 

Ähnlich wie bei der Elektromobilität tauchen auch beim autonomen Fahren neue Wettbewerber auf der Bildfläche auf, die den herkömmlichen Automobilherstellern plötzlich zusätzliche Konkurrenz machen. Neben Waymo arbeitet angeblich Apple schon seit Jahren an selbstständig fahrenden Autos. Nach Angabe der Nachrichtenagentur Reuters könnten diese schon 2024 auf den Markt kommen. Apple betreibt bereits sechs Jahren das „Project Titan“, bei dem autonom fahrende Fahrzeuge entwickelt werden. Ob die später von Apple selbst gebaut werden, ist unklar. Wahrscheinlicher scheint die Auslagerung der Produktion an eine Fremdfirma. So wie die iPhones von Foxconn produziert werden, könnte das AppleCar beispielsweise von dem Auftragsfertiger Magna hergestellt werden. 

Der amerikanische Chip-Konzern Intel will sogar schon 2023 fahrerlose Transporter auf die Straße schicken. Diese sollen dann Pakete zu Kunden liefern. Die Intel-Tochter Mobileye testet seine Systeme mit Kameras und Laserradaren unter anderem in Deutschland. Intel hatte das israelische Unternehmen 2017 für mehr als 15 Milliarden Dollar übernommen. Dieser Preis zeigt, wie viel Dynamik in dem Thema steckt. 

China greift an 

Neben den amerikanischen Tech-Konzernen arbeiten auch chinesische Firmen intensiv am autonomen Fahren. So testet Baidu, das Pendant zu Google, seit Oktober autonom fahrende Autos in Peking. Zehn Millionen Kilometer haben diese nach Unternehmensangaben schon absolviert. Auch Toyota und Pony.ai oder Alibaba zusammen mit AutoX fahren bereits im Testbetrieb. Die Robo-Autos kurven nicht nur auf den Straßen Pekings, sondern auch in Shenzhen, Schanghai und Zhengzhou. 

China misst dem Thema hohe Priorität zu. Denn wie die Elektromobilität bietet auch das autonome Fahren die Chance, technologisch an die westlichen Autobauer heranzurücken oder diese sogar perspektivisch zu überholen. Bei Autos mit Verbrennungsmotoren hat das die Volksrepublik nicht ansatzweise geschafft. Auf Basis dieser Technologiesprünge könnte sich jedoch die Wettbewerbssituation nachhaltig verändern. 

Das autonome Fahren könnte den Menschen nicht nur viel Zeit sparen, die sie für Arbeit oder Freizeit nutzen könnten. Bei einer entsprechenden Vernetzung könnte die Technologie auch den Straßenverkehr durch eine intelligente Steuerung entlasten. Und es zeigt sich schon heute, dass selbstfahrende Fahrzeuge die Sicherheit erhöhen. Zwar wird jeder Unfall eines autonom fahrenden Autos medial hochgespielt. Tatsächlich trägt die Technologie aber dazu bei, dass es weniger Unfälle gibt. 

Natürlich arbeiten auch die westlichen Autohersteller am autonomen Fahren. Beispielsweise ist der Volkswagen-Konzern bei der Ford-Tochter Argo Al mit einem Milliardenbetrag eingestiegen. Die beiden Auto-Konzerne wollen sich die Kosten für die Entwicklung der Technologie teilen.

Kein einfaches Investment 

Für Anleger ist es nicht ganz trivial, in den Megatrend autonomes Fahren zu investieren. Denn bei den großen Konzernen, die bei der Technologie federführend sind, handelt es sich nicht um Pure Plays. Bei ihnen ist das autonome Fahren nur ein Teil des gesamten Geschäftsmodells. Wahrscheinlich bieten eher Small und Mid Caps die Chance, unverwässert auf das Thema zu setzen.

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